Krimi. Moral. Leidenschaft.
Spektakuläres hin und her mit neun Toren
(23.03.2025) Eigentlich war der Spielbericht ja für Anfang der Woche geplant, aber nach so einem Krimi, so einem Thriller, wollen wir euch mit der Auflösung natürlich nicht bis morgen warten lassen und stehen gern am Sonntag etwas eher auf. Auch, weil wir wissen, dass es für einige unserer Freunde und Fans mittlerweile ein allwöchentliches und schönes Ritual ist. Der Sonntag-Guten-Morgen-Kaffee und der Spielbericht.
Ohne unsere beiden verletzten, jungen und schnellen Außen Wolff und Dräger kam dem TSV die kurzzeitige Verlegung des Spieles auf den Kunstrasen wohl ganz gelegen.
Ob diese vom großen, angeblich nicht bespielbaren Rasenplatz, auf den sehr kleinen Kunstrasen durch den Staffelleiter weniger als 24 Stunden vor Spielbeginn die feine englische Art war und ob sich das im Rahmen des Reglements bewegt, lassen wir im Raum stehen. Ärgern sollen sich andere darüber. Vielleicht war der Platzwechsel auch ein Fehler?!?
Aber Fehler passieren. Auch uns unterlief solch ein Fauxpas, als wir in unserem Vorbericht Rico Heuschkel angekündigt hatten. Richtig, der hatte den FSV ja bereits im Winter wieder verlassen.
Nicht desto trotz ein packendes, nervenaufreibende Spiel. Ein Spiel, wie es die 120 Zuschauer selten, wenn überhaupt in dieser Intensität und mit so vielen Toren und wechselnden Gefühlslagen schon einmal erlebt haben. Dieses Match wird sicherlich vielen noch lange in Erinnerung bleiben.
Ein offener Schlagabtausch. Ein Wechselbad der Gefühle. Ohne großes Abtasten ging es von Beginn an zur Sache. Nach schöner direkter Kombination über Rehnelt und Schneider zieht Winefeld direkt ab. Sein Schuss verfehlt den Kasten.
Stadtroda suchte sein Glück mit der Marcel-Peters-Taktik in der Sturmspitze, der als Leuchtturm die langen Bälle, Einwürfe und Ecken festmachen oder verlängern sollte, damit er oder seine Mitstreiter erfolgreich zum Abschluss kommen. Auf dem Mini-Platz eine durchaus gefährliche, wenn auch recht einfallslose Taktik. Einwürfe wurden zu Ecken.
Westvororte kam bis dato jedoch besser zurecht. Wie schon in der Vorwoche war es unser Jüngster, Leonardo Castro da Silva, der abermals traf. Allein von halblinks auf den Keeper zulaufend, schloss er in der 22. Minute satt und überlegt ab und jagte den Ball unter den Querbalken in die Maschen.
Aus ähnlicher Situation verzog Marcus Schneider kurz davor nur knapp. Nach Flanke unseres Torschützen Leonardo Castro da Silva brachte ein Gastgeber-Verteidiger nur drei Minuten nach der Führung unseren Kapitän Tim Richter am langen Pfosten ungeschickt zu Fall, so dass dem Schiedsrichter nichts anderes übrig blieb, als auf Strafstoß zu entscheiden.
Den verwandelte Sascha Winefeld mit seinem 15. Saisontreffer souverän, in dem er den Keeper in die falsche Ecke schickte. Westvororte auf der Siegerstraße? Zu diesem Zeitpunkt ging die zwei-Tore-Führung voll und ganz in Ordnung. Westvororte auf dem extrem kleinen Platz spielerisch und fußballerisch die klar bessere Mannschaft. Stadtroda versucht es derweil weiter nur mit langen Bällen auf Marcel Peters.
Bis dato ohne Erfolg. Abwechselnd stören Kamprath, Kruschke und Lätz den Routinier und lassen ihn nicht wie von Trainer erhofft zur Entfaltung kommen.
Die ersten 30 Minuten gehen klar an den Gast. Dann aber doch das Team von Trainer Peter Dauel. Was jetzt passierte, sucht seinesgleichen. Innerhalb von vier Minuten drehen die Grün-Weißen das Spiel und gehen in Führung. Ja, richtig gelesen. Innerhalb von vier Minuten trifft der Gastgeber dreimal.
Erst war es der nur drei Minuten vorher eingewechselte Nils Richter, der den Anschluss erzielte. Nur zwei Minuten später gab es nach einem Handspiel im eigenen Strafraum diesmal einen Strafstoß für die Hausherren. Kapitän Simon Fuchs war mit etwas Glück erfolgreich, hatte unser Torhüter Jonas Tämmler die Ecke doch geahnt und war mit den Fingerspitzen noch am Ball.
Wer es mit den Scheubengrobsdorfern hielt musste sich jetzt erst einmal kurz schütteln. Man sah sich fragend an. Wiederum nur zwei Minuten später entschied der sonst so souveräne Schiedsrichter fälschlicherweise auf ein Westvororte-Handspiel kurz vor der Strafraumgrenze. Der junge Assistent an der Linie, der es hätte besser sehen müssen, schwieg.
Den Freistoß versenkte Andreas Lelle gekonnt und unhaltbar im langen Eck. Der Gastgeber hat das Spiel gedreht. Sprachlosigkeit am Spielfeldrand bei den Geraer Fans. Jubel hingegen auf der anderen Seite. Wie konnte das passieren? Warum hat sich Westvororte innerhalb weniger Minuten die Butter vom Brot nehmen lassen? Fragen über Fragen. Noch keine Antwort.
Fünf Tore und vier gelbe Karten bis zum Pausenpfiff zeugen von der Intensität dieses spannenden und attraktiven Fußballspieles. Jetzt durften alle aber erst einmal durchatmen. Eine äußerst diskussionsreiche Pause, die jeder nach seiner Meinung interpretierte. Danke auch an die Mannschaft von Kapitän Robert Bismarck für diesen beeindruckenden Schlagabtausch und dieses vielleicht spannendste Match der Saison.
Westvororte kam kurz darauf mit klarem Blick und dem festen Willen zurück, den knappen Rückstand aufzuholen und wenigstens einen Punkt aus dem Roda-Stadion zu entführen. Es ging weiter hin und her. Knapp 15 Minuten nach Wiederbeginn dann eine kleine Vorentscheidung?
Stadtroda macht das 4:2. Abermals traf der eingewechselte Nils Richter, der schon den ersten Gastgeber-Treffer erzielte. Können unsere Mannen jetzt, wo noch genau 30 Minuten zu spielen sind, zurückkommen? So recht will daran keiner glauben.
Dann auf jeder Seite binnen zwei Minuten je einmal Pfosten. Erst Glück für unsere Mannen, dann Pech, als Marcus Schneider nach einer der vielen gefährlichen gefährlichen Winefeld-Ecken per Kopf am Pfosten scheiterte.
Auch der heute wieder sehr agile Leonardo Castro da Silva fand über links in den Strafraum eindringend am Aluminium aus spitzen Winkel seinen Meister, musste kurz darauf verletzt ausgewechselt werden.
Dann aber doch. Das Glück und der Wind waren dem TSV jetzt hold.
Philipp Rehnelts Flanke von der rechten Strafraumecke findet mit Unterstützung des böigen Windes den Weg über Keeper Philipp Kraft hinweg ins Dreiangel ins Tor. Nur noch 4:3. Kurz darauf darf der Keeper der Rod`schen Möhre sein ganzes Können unter Beweis stellen und kratzt einen Schuss der Unseren sensationell und reaktionsschnell von der Linie. Das wäre fast der Ausgleich gewesen. Wir sind dran!
Westvororte hat nun abermals Oberwasser. Ist jetzt wieder die bessere Mannschaft. Gibt Gas. Zeigt Moral. Immer wieder ist es Tim Richter, der die Mannschaft verbal und mit viel Leidenschaft antreibt. Unser Kapitän geht voran und war der Erste, der sich nicht damit abfinden wollte, dass wir heute hier verlieren. Nach dem Anschlusstreffer war dann auch bei den anderen der Glaube wieder da.
Und Westvororte wird für den aufopferungsvollen Kampf, für das nicht Aufgeben und für eine wahnsinnige Moral und den unbändigen Willen belohnt. Stadtroda, die sich auch von der Körpersprache her zwischenzeitlich schon als Sieger wähnten, nun stehend K.O.
Westvororte drückt auf den Ausgleich. Der heute sehr auffällige Lenny Schumann fasst sich in der 72. Minute ein Herz und zieht aus gut 20 m einfach einmal ab. Der leicht abgefälschte Ball wird vom gegnerischen Torhüter unterschätz und ihm zum Verhängnis, rutscht er ihm doch durch die „Hosenträger“ zum 4:4 in die Maschen. Eben nach seiner Glanztat noch der Held, jetzt der Verlierer.
Der Grad zwischen beidem ist bei einem Torhüter nun mal sehr schmal. Philipp Kraft musste heute diese bittere Erfahrung machen. Anschließend merkte man ihm auch eine gewisse Unsicherheit an, was unsere Jungs jetzt nutzen wollten. Man wollte sich jetzt nicht mit diesem einen Punkt zufriedengeben, jetzt wollte man alles. Jetzt wollte man den Sieg. Jetzt wollte man drei Punkte.
Der Wille, hier als Sieger vom Platz zu gehen, war so groß, dass man dies letztendlich in die Tat umsetzen konnte, als es Marcus Schneider war, der gut 10 Minuten vor Ultimo mit seinem 16. Saisontreffer das fünfte Tor erzielte. Spiel wieder gedreht. 5:4. Jetzt ist Westvororte vorn. Auch wir kommen ins Schwärmen. Grinsen. Lachen. Klatschen ab.
Die Anzeigetafel allerdings braucht noch eine ganze Weile, um nach dem 4:4 jetzt den wirklichen Spielstand anzuzeigen. Kurze Irritationen wurden mit schnellem Nachrechnen beigelegt.
Stadtroda versucht alles. Aber es bleibt bis auf einen richtigen Hochkaräter kurz vor Ultimo beim Versuch. Unsere Defensive steht ihren Mann. Allen voran Christopher Lätz, der sich heut Bestnoten verdient hat. Letztendlich schafft es die Mannschaft von Trainer Frank Dauel und Christian Reimann nicht, die Führung des TSV zu egalisieren und geht als Verlierer vom kleinen Platz. Und nein, wir möchten das Sprichwort mit der Grube jetzt nicht bemühen.
Stadtroda verharrt enttäuscht bei 28 Punkten. Auf der anderen Seite grenzenloser Jubel bei Fans und Spielern. Trainer Daniel Gehrt war nach dem Spiel voll des Lobes für seine Mannschaft. Auch unsere Fans und wir sind es nach dem Spiel. Wir ziehen den Hut vor so viel Moral. Vor so viel Leidenschaft. Vor so viel Kampfgeist.
Und wir geben den Titel Man of the Match heute an Tim Richter. Nicht, weil er der beste Kicker auf dem Platz war, sondern weil er der ausschlaggebende Spieler war, unter dessen Führung wir das Spiel überhaupt drehen konnten. Er hat seine Jungs aufgeweckt. Er hat sie mitgerissen. Er hat sie nach vorne getrieben. Mit Wort und Tat. Danke, Captain. Du bist ein wahrer Anführer!
Genießen wir nun bei einer duftenden Tasse Sonntag-Guten-Morgen-Kaffee noch einmal zehn Westvororte-Treffer innerhalb von zwei Wochen und freuen uns schon auf das nächste Heimspiel, zu dem wir am kommenden Samstag um 15:00 Uhr die Eintracht aus Eisenberg zum Spitzenspiel begrüßen.
Ohne Worte …
#ausgerafürgera
#stolzkenntkeineliga
#fairrespektvollkämpferisch
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