Westvororte bringt zweimalige Führung nicht ins Ziel
Derby mit drei Toren ab der 89. Minute
(09.03.2025) Ein echtes Derby. Da sind alle Zuschauer voll auf ihre Kosten gekommen. Eine Minute vor Ultimo führte Westvororte noch 1:0. Am Ende stand es, nachdem sich die Ereignisse überschlugen, 2:2. Der Jubel der Gastgeber nach dem Ausgleich in der 90.+6. Minute war grenzenlos.
Inwieweit der jeweils eine Punkt den Mannschaften weiterhilft, wird der Verlauf der Saison noch zeigen. Darüber zu spekulieren wäre momentan verfrüht. Keiner kann in die Glaskugel schauen.
Vor 210 Zuschauern entwickelte sich nach anfänglichem vorsichtigen Abtasten im Karl- Harnisch-Stadion ein packendes Fußballspiel, was letztendlich eigentlich auch keinen Verlierer verdient hatte, auch wenn sich das Ergebnis für die Gäste aus Scheubengrobsdorf am Ende wie eine Niederlage anfühlte.
Aber der Reihe nach. Bis Mitte der ersten Halbzeit war auf beiden Seiten noch viel Sand im Getriebe. Man merkte den Spielern die Nervosität, die ein solches Derby prinzipiell mit sich bringt, an. Chancen blieben Mangelware, auch wenn der TSV nach 25 Minuten bereits acht Ecken verzeichnen konnte.
Daraus hat man letztendlich zu wenig gemacht. Lange stand es 0:0. In dieser Phase hat der junge Schiedsrichter, der mit der Intensität des Spieles doch das ein oder andere Problem hatte, zwei Handspiele der Gastgeber im Strafraum übersehen. Glück für Eurotrink.
Aber wir wollen nicht lamentieren, hatten wir selbst doch so nach und nach auch wirklich richtige Möglichkeiten. Zweimal war es bei Standards der aufgerückte Christopher Lätz, der am 5-Meter-Raum relativ frei zum Kopfball kam, aber beide Male sein Ziel verfehlte.
Eine weitere gute Möglichkeit aus dem Gewühl heraus fand an der Außenseite des langen Pfosten ihr jähes Ende. Das waren die ersten zwei drei richtig guten Möglichkeiten für die Gäste. Auf der anderen Seite hätte es aber genauso gut andersrum zum Tor kommen können, als ein Eurotrink-Stürmer nach einem der vielen langen Bälle, die zu Eurotrinks Grundtaktik zählten, völlig frei verzog.
Die Chancen häuften sich. Auf der anderen Seite kam ein Gastgeber-Verteidiger nach Zuckerpass von Sascha Winefeld noch gerade so vor Bastian Dräger an den Ball und verhinderte den sicheren Treffer.
Kurz darauf bedient unsere Nummer 8 den wieselflinken Markus Klotz, der per Ellenbogen im Gesicht am Torschuss gehindert wird, was der Schiedsrichter abermals anders interpretierte.
Noch fünf Minuten bis zur Pause bei hervorragenden äußeren Bedingungen, sehr guten Platzverhältnissen, 15° und Sonnenschein. Und plötzlich steht es 0:1. Beim dritten Versuch erreicht Sascha Winefelds millimetergenauer Steckpass den Fuß des Stürmers. Philipp Rehnelt bleibt leicht abseitsverdächtig richtigerweise und clever stehen, so dass Tim Richter in der 42. Minute durchlaufen kann und den Ball am herausstürzenden Keeper vorbei ins Tor spitzelte. Kurz darauf war Pause.
In einem intensiven, parkenden Spiel, was von vielen Fouls geprägt ist, führt der Favorit und bis dato Tabellenführer knapp mit 1:0. Ein Ergebnis, was für den zweiten Durchgang viel Spannung erwarten lies.
Eurotrink bringt Graupner und Rick Fleischer. Später auch Bruder Robin. Die machen sofort mehr Druck. Westvororte nun immer mehr auch in der Defensive gefordert. Und auch Cedric Thrum muss gleich einmal eingreifen, muss ich lang machen, um nach einer Flanke von Florian Graupner den Einschlag zu verhindern.
Auf der anderen Seite verpasst Jannik Wolff mit seinem satten direkten Abschluss das lange Eck knapp. Der wäre unhaltbar gewesen. Weiterhin 0:1. Aber es muss wohl noch ein Fuß dazwischen gewesen sein, denn es gibt Ecke. Die bringt zwar nichts ein, aber es knistert. So langsam wird aus einem Fußballspiel ein Derby.
Der Gastgeber versucht es immer wieder mit weitem Bällen auf die beiden schnellen Spitzen. Die machen unserer Defensive so nach und nach immer mehr Probleme.
Dann die bis dato größte Möglichkeit für Eurotrink. Ein von Florian Graupner frech aufs Tor gezogener Freistoß aus sehr spitzen Winkel, den alle als Flanke erwarten, klatscht an die Latte.
Gleich noch einmal der zur Pause eingewechselte Graupner. Und noch eine Möglichkeit für das Team von Trainer Jörg Fleischer, aber die vielbeinige Abwehr des TSV kann den Einschlag blocken.
Aber auch Rick Fleischer ist immer wieder gefährlich. Westvororte verteidigt aufopferungsvoll. Christian Kruschke hält seinen Kopf in den Schuss und verhindert einen Einschlag. Leicht benommen muss er am 5-Meter-Raum kurz liegen bleiben, was der Schiedsrichter ignoriert. Unsere #4 kann aber weiterspielen.
Dann Freistoß für uns. Halb links. Schlecht. Unkonzentriert und ungenau. Der Ball landet weit hinter dem Tor.
Dann gleich die nächste Chance für unser Team. Der eingewechselte Tämmler setzt sich über rechts gut durch dringt in den Strafraum ein. Sein Schuss wird aber vom mehrfach unsicheren Torhüter Martin Albert diesmal sehr gut pariert.
In unserer Spieleröffnung sind wir aber oft zu unkonzentriert und ungenau. Immer wieder verlieren wir im Bereich der Mittellinie die Bälle und lassen den Gastgeber ins Spiel kommen.
Richtige große Möglichkeiten kann sich der TSV bis Mitte der zweiten Hälfte nicht erarbeiten. Dann aber wieder ein Freistoß für die Unseren. Der landet in der Mauer. Chance vertan. Abermals.
Nachdem es wieder zweimal hin und her ging, kommt wieder Jonas Tämmler zum Abschluss. Aus äußerst spitzem Winkel geht sein scharfer Abschluss diesmal knapp über den Querbalken.
Jetzt, so 10 Minuten vor Ultimo, steigt die Spannung ins unendliche. Derby-Time. Zeit für Fingernägel. Die Spannung ist regelrecht zu greifen. Es geht zur Sache. Zweikampf auf Zweikampf. Westvororte immer noch mit der knappen Führung.
Dann aber steht Rick Fleischer plötzlich völlig frei vor Cedric Thrum, der im eins-zu-eins sensationell reagiert und glücklicherweise Sieger bleibt. Stark, Cedric!
Standing Ovation und laute Rufe unserer Fans. Aber auch Eurotrink wird von den eigenen Fans gepusht. Die Mannschaft übt jetzt noch mehr Druck aus. Die letzten zwei drei Minuten waren wir regelrecht eingeschnürt. Wir können uns kaum entfalten.
Einen Konter verspielen wir wieder halbherzig. Das darf einer Spitzenmannschaft so nicht passieren. Jetzt wird es ein richtiges Derby. Es geht Schlag auf Schlag. Und da ist er. Der Ausgleich. Das hat sich irgendwie angekündigt. Über rechts gut durchgesetzt wird Rick Fleischer bedient, der relativ freistehend aus Nahistanz abschließen kann.
Und das geht auch in Ordnung. Eurotrink hat sich dieses 1:1 mit viel Moral hart erarbeitet, hart erkämpft und verdient. Für uns ärgerlich, fiel der Treffer eine doch Minute vor Ultimo. Westvororte konnte die knappe Führung nicht über die Zeit bringen.
Unseren Jungs hat mehrfach der Zugriff gefehlt. Und wenn wir den Ball doch hatten, haben wir es nicht geschafft über zwei Stationen hinaus nach vorne zu spielen und haben den Ball jeweils viel zu schnell verloren. Hat uns hintenraus die Kraft gefehlt?
Und als sich in der 90. Minute alle Zuschauer mit der Punkteteilung angefreundet hatten, noch eine Möglichkeit für Eurotrink. Als Westvororte-Fan muss es einem jetzt regelrecht Angst werden, dass man das Spiel vielleicht noch verliert.
Dann aber doch noch einmal die Weiß-Blauen. Der Gast schlägt eiskalt zurück. Nach weitem Abschlag von Cedric Thum flankt Schumann in die Mitte wo Markus Klotz – halb mit dem Kopf, halb mit der Brust, halb mit der Hüfte – am langen Pfosten stehend, den Ball über die Linie drückt.
Jetzt, in der 90.+1. Minute, grenzenloser Jubel bei den mitgereisten Scheubengrobsdorfern. Kurz darauf sind die vier Minuten Nachspielzeit, die der Schiedsrichter, der parallel dazu laut die letzte Aktion angekündigte, vorbei. Wir schreiben Minute 95.
Nach einem weiteren langen Pass Richtung Strafraum lässt sich Robin Fleischer ohne Bedrängnis geschickt fallen. Der Schiedsrichter fällt drauf rein, pfeift und kündigt eine weitere letzte Aktion an.
Der Freistoß, zentrale Position, etwa 17 m vor dem Tor, bringt nichts ein. Das Leder springt anschließend aber nochmals einem Gastgeberspieler an der Außenlinie vor die Füße. Der flankt sofort in die Mitte, wo aus einer großen Traube heraus Freund und Feind versuchen, das Spielgerät für sich zu gewinnen. Letztendlich war es Rick Fleischer, der die Fußspitze hinter den Ball bringt und ihn aus Nahdistanz über die Linie drückt. Minute 96.
2:2. Grenzenloser Jubel jetzt auf der anderen Seite. Der Gastgeber feiert diesen Treffer wie eine Meisterschaft.
Das Team von Trainer Daniel Gehrt darf noch einmal anstoßen und versucht es sofort mit einem Fernschuss gen gegnerisches Tor. Dieser Versuch wird vom Schiedsrichter dann allerdings mit dem Schlusspfiff jäh unterbunden.
Heute brauchen die, die es mit dem TSV Gera-Westvororte halten, für ihren Sonntag-Guten-Morgen-Kaffe wohl ein Stück Zucker mehr, damit er nicht ganz so bitter schmeckt.
Ohne den wegen einer fiebrigen Erkältung gestern fehlenden Marcus Schneider und nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Jannik Wolff und Sascha Winefeld kurz nach der Pause fehlte dem TSV die nötige Durchschlagskraft für mehr als diesen einen Punkt.
Einsatzwille und Moral stimmten gestern beim Gastgeber Eurotrink. Schon im Hinspiel konnte man aus einem 0:2 in der Schlussphase noch den Ausgleich erzielen. Auch gestern kam man zweimal aus einem Rückstand zurück. So viel Moral müssen und wollen auch wir anerkennen.
Allein deswegen ist der Punktgewinn für die Eurotrink Kickers verdient, auch wenn der Zeitpunkt des Ausgleiches durch einen fragwürdigen Freistoß in der Nachspielzeit der Nachspielzeit für unsere Jungs und unsere Fans natürlich ungünstiger hätte nicht fallen können. Unterm Strich ein für beide Seiten leistungsgerechtes Unentschieden in einem packenden und spannenden Derby, was zu keiner Zeit unfair war.
Für den weiteren Verlauf der Saison wünschen wir unserem sportlichen Konkurrenten aus Gera alles erdenklich Gute und viel Erfolg.
Zum Man of the Match wählten die Fans der Saarbach-Chaoten gestern Abend zur Geburtstagsfeier unseres Mannschaftsleiters Lutz Bergner den Torschützen zum 2:1, Markus Klotz, der nicht nur seines Tores wegen gestern einer unserer Besten, weil Aktivsten war.
Im Kampf um die Tabellenspitze konnten die Jungs von Trainer Daniel Gehrt den Platz an der Sonne verteidigen, da der SV Schmölln patzte und in Eisenberg nach unerwartet hoher Klatsche mit 7:2 unterlag. Gewinner des Spieltages ist die BSG Chemie Kahla die sich mit dem knappen 3:2-Sieg über Rothenstein auf Platz zwei schiebt.
Trotz des späten Ausgleiches, der einer gefühlten Niederlage gleichkommt, haben wir alle keinerlei Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Brust raus!
Nach vorne schauen und am kommenden Samstag zum ersten Heimspiel der Rückrunde, zu dem wir anlässlich des gestrigen Internationalen Frauentages alle weiblichen Gäste mit einer kleinen Überraschung empfangen werden, hochkonzentriert zu Werke gehen, um weiterhin ganz ganz oben mitspielen zu können.
Wir wünschen euch allen nun einen schönen Sonntag und morgen einen erfolgreichen Start in die neue Woche.
Ohne Worte …
#ausgerafürgera