Ohne Worte …
(21.08.2023) Es ist uns in der Vergangenheit schon das ein oder andere Male schwergefallen, die passenden Worte zu finden. Es ist uns in der Vergangenheit oft nicht gelungen, unseren Schmerz zu verbergen. Was uns aber meistens gelungen ist, dass wir – egal wie das Spiel ausging – immer etwas positives finden konnten, um unseren Spielbericht optimistisch abschließen zu können. Und zu wollen.
Heute können wir das nicht. Und nein, wir wollen das auch gar nicht. Auch mit mittlerweile zwei Tagen Abstand ist es fast unmöglich, sachlich zu bleiben und uns an den Fakten zu orientieren. Einer derer ist, dass unsere Jungs nach wie vor völlig indisponiert und unkonzentriert auflaufen. Großen Worten und Sätzen folgen keine Taten.
Mit den Gedanken wohl schon bei der abendlichen Feier oder sonst irgendwo, jedoch weit weg des aktuellen Geschehens. Beweis fällig? Abermals – und mittlerweile würden wir verstehen, dass man über unsere redaktionellen Wiederholungen lacht – beginnen wir „wie schon so oft unkonzentriert“. Sehr unkonzentriert.
Wie schon in der vergangenen Spielzeit mehrfach, wie schon zum Saisonauftakt in Rositz, so auch am vergangenen Samstag. Es läuft gerade einem eine Minute. Ein unerklärliche individuelle Fehlleistung am eigenen Strafraum, bei eigenem Ballbesitz, ohne Gegnerdruck. Ballverlust. Der Gästestürmer bedankt sich für diese Vorlage nicht, ist wohl genau wie wir am Rande überrascht und genau wie auch unsere Defensive noch nicht so richtig auf dem Platz und schießt das Leder völlig freistehend, von konsternierten Westvororte-Spielern Spalier stehend, über den leeren Kasten.
Westvororte kann sich einfach nur glücklich schätzen, dass es nach 60 Sekunden nicht schon wieder 0:1 steht. Eine Lehre? Wohl. Denn auf einmal drehen wir vorn auf. 1:0 Kirstein, achte Minute. Der Torschütze legt nur eine Minute später für Sascha Winefeld auf. Der ist eiskalt. 2:0. Na prima. Läuft doch. Wie von allein.
Das dachten wohl auch unsere Spieler und taten ab sofort nichts, aber auch gar nichts mehr für das Spiel. Zu große Lücken hintendrin, zu weit weg vom Gegner. Unser ehemaliges Prunkstück, die Abwehr, desolat.
Wenn man überhaupt einmal nah genug am Gegner stand, verlor man den Zweikampf oder es gab Freistoß für Zwätzen. Die sprachen sich in des 0:2 lautstark Mut zu und gaben sich – zumindest verbal – zu diesem vom Doppel-Schock geprägten Moment noch nicht auf.
Und die Jenenser merkten wohl auch, dass das Spiel noch lange nicht verloren ist. Und sie taten was dafür, dass sie hier nicht frühzeitig als Verlierer abgestempelt werden sollten. Jetzt ging es auf der anderen Seite Schlag auf Schlag. Luan Ferizi war heute von unserer abermals desolaten Defensive nicht zu stoppen und düpierte diese ein ums andere Male.
10. Minute 2:1. 15. Minute 2:2. Für den neutralen Zuschauer ein wahrer Segen, diese Flut an Toren. Vier derer binnen 15 Minuten. Und noch lange war nicht Schluss.
Den „Schuß“ aber hatten unsere Jungs nicht gehört. In der 33. Minute unterbrach Justin Dey die Gala-Performance von Luan Ferizi und traf zum 2:3.
Das ließ der Mann des Tages aber nicht auf sich ruhen und erzielte nur gut fünf Minuten später mit seinem dritten Treffer am heutigen Tage das 2:4. Wir werden regelrecht vorgeführt. Als Westvororte-Fan, der auch wir nach wie vor sind, hoffte man, dass die nächsten sechs bis sieben Minuten schnell rum sind, damit es in die Halbzeit geht.
Dort, so glaubte man, dass sich unsere Mannen kurz schütteln, etwas abkühlen, sich zusammenraufen und einen Neustart mit all den nötigen Tugenden angehen.
Weit gefehlt. Wer hoffte, dass wir das Spiel noch einmal drehen können, sah sich getäuscht. Erste aufregende Aktion unserer Jungs die Gelbe Karte für Daniel Zschille. Zweite aufregende Aktion unserer Jungs die Gelb/Rote Karte für Daniel Zschille. Es steht 2:4 und wir sind nun die letzten ca. 30 Minuten auch noch in Unterzahl.
Luan Ferizi machte sich den nunmehr noch größer gewordenen Freiraum zu Nutze und sorgte mit seinem vierten (!) Treffer bereits kurz danach für die endgültige Entscheidung. 2:5. Jetzt wird es so langsam peinlich. Regelrecht blamabel.
Und, wenn unserer Torwarttrainer Thomas Schütze, der heute abermals das Tor hütete und der einem regelrecht leidtun konnte, nicht noch zwei- oder dreimal reaktionsschnell gehalten und spektakulär geklärt hätte, wer weiß, ob der Jenaer Sieg nicht noch viel höher ausgefallen wäre.
Neben ihm war es nur der Jüngste unserer Spieler, Jannik Wolff, der sich merklich gegen eine noch höhere Niederlage stemmte. Seltene, äußerst vereinzelte und vielversprechende Angriffe über ihn, über Markus Klotz oder den eingewechselten Rehnelt, sowie eine Fackel aus 25 Metern von Lenny Schumann, die knapp neben dem Tor landete, waren kleine Lichtblicke. Ansonsten verpufften die Versuche der Gehrt-Elf oder wurden zweimal dreimal sichere Beute des Zwätzener Keepers Marcel Witzenhausen.
Zwätzen steckte nun etwas zurück und verwaltete, kam aber dennoch immer wieder gefährlich an und in unseren Strafraum. Einmal kann Maximilian Kurth in allerhöchster Not noch auf der Linie klären, einmal kommt Torhüter Schütze gegen den durchgelaufenen Stürmer des SV zu spät und bringt ihn zu Fall. Strafstoß. Den pariert der heute beste Geraer, Keeper Thomas Schütze und bewahrt seine Mannschaft zum wiederholten Male vor einem Debakel.
Es bleibt beim 2:5. Aber nicht lange, denn drei Minuten vor Ultimo erzielte der eingewechselte Sebastian Figuth mit dem 2:6 den Endstand, den von den insgesamt nur 54 (!) Zuschauern wohl nur noch etwa 20 bis 30 mitbekommen haben, denn ein Teil unserer Gäste verließ den Weidicht vorzeitig. Auch das ein Novum. Zumindest wir können uns nicht erinnern, dass so etwas jemals vorher in solch einem Umfang passiert ist. Auch das sollte unserer Mannschaft zu denken geben.
Dennoch hoffen und wünschen wir, dass all die, die verständlicher Weise enttäuscht waren und das vielleicht – wie auch wir – heute noch sind, dem Team zum nächsten Heimspiel abermals eine Chance geben, sich zu rehabilitieren, um mit der Unterstützung der Fans und Zuschauer in die Erfolgsspur zurück zu finden.
Unabhängig davon gratulieren wir der Mannschaft aus Zwätzen und ihrem Trainer Daniel Sander zu diesem außergewöhnlichen Sieg, den sich unsere Gäste verdient haben und der auch in dieser Höhe völlig in Ordnung ist.
Da unsere Redaktion trotz aller Kritik an der eigenen Mannschaft, die heute unbedingt und mit Nachdruck nötig ist, wie immer optimistisch nach vorn schaut, verweisen wir schon jetzt auf Freitagabend, wenn wir ab 19:00 Uhr den VfB 1909 Pößneck in der Saarbach-Arena empfangen. Und wir rufen alle Fans und Zuschauer auf, der Mannschaft weiterhin den Rücken zu stärken. Vielleicht antwortet die Mannschaft ja diesmal auf dem Platz.
Ohne Worte …