Tüchtige Klatsche im Derby

Bittere Pille

(16.10.2022) Da haben wir derletzt noch geschrieben, dass es so, wie die Mannschaft momentan auftritt, richtig Spaß macht, Sonntag früh bei Zeiten aufzustehen, um den Spielbericht zu schreiben.

Aber nicht nur uns war klar, das es so wie in den letzten drei Wochen natürlich dauerhaft nicht weitergehen wird. Dass es gestern am Steg allerdings eine solche Klatsche gibt, das hat wohl keiner geahnt. Als heute früh bei uns der Wecker klingelte und die Protagonisten des gestrigen Tages noch in den Federn lagen, haben wir uns noch einmal überlegt, ob es vielleicht doch nur ein Traum war oder ob wir jetzt wirklich etwas über ein 8:2 schreiben müssen. Müssen wir. Oder? Müssen wir eigentlich nicht. Machen wir aber trotzdem.

Denn, wenn wir zusammen gewinnen, dann verlieren wir auch zusammen.

Aber ist es bitter. Trotzdem könnten wir uns alles auch ein wenig schönreden. Denn aus den letzten vier Spielen haben wir genauso viele Punkte geholt wie unser sportlicher Gegner vom Steg. Hilft uns aber über die gestrige Schlappe nicht hinweg. Macht uns dennoch Mut für die weiteren Wochen.

Beim Erreichen des Saisonzieles, was da bei den Scheubengrobsdorfern Klassenerhalt heißt, wird es entscheidend sein, dass man die Spiele gegen die Mannschaften, die mit uns gemeinsam unten drin stehen, gewinnt.

So getan letzte Woche gegen Schleiz. Vielleicht auch nächste? Vielleicht auch zu Hause gegen Oberliga-Absteiger Martinroda?

Nun aber erst einmal zu gestern. Man hatte sich wirklich sehr viel vorgenommen, wollte im Derby ein Zeichen setzen, wie auch schon in den letzten Wochen in der Liga. Aber als demütige Redaktion und bodenständiger Verein wissen wir sowohl Siege als auch solche bitteren Niederlagen richtig einzuordnen.

So auch die gestrige, die hart und hoch ist, aber in Ordnung geht. Wismut Gera war von Beginn an die Mannschaft mit mehr Übersicht, mehr Ballbesitz, die Mannschaft, die auch mit der Größe des Platzes besser zurecht kam und die Mannschaft, die die Fehler des Gegners eiskalt bestrafte.

Nicht unverdient stand es bereits nach sechs Minuten 1:0, als der Ex-Scheubengrobsdorfer Franz Hoffnann an der Eckfahne mühelos einen Zweikampf gewinnt und Kießling die Flanke im Zentrum problemlos versenken kann.

Nur knapp 15 Minuten später bereits das 2:0, als Kapitän Stefan Schumann nach einer Ecke am kurzen Pfosten völlig frei zum Kopfball kommt und das Leder so verlängern kann, dass es den Weg ins Tor findet. War es das schon? Nach gut 20 Minuten?

Nein. Denn die ganz in blau gekleideten Gäste machen es nur fünf Minuten später wieder spannend. Ein über links wunderschön vorgetragener Angriff über Klotz, Kirstein und Rehnelt findet nach Doppelpass abermals Markus Klotz, der aus zentraler Position mit viel Übersicht den Anschlusstreffer erzielen kann. Nur noch 2:1.

Noch im Freudentaumel dann aber wohl der Genickbruch für unsere Jungs. Denn binnen einer Minute treffen Andy Haupt zum 3:1 und Christopher Lehmann zum vorentscheidenden 4:1. Bitter. Ganz bitter. Hatten wir doch eben nach dem Anschlusstreffer wieder Hoffnung. Aber wir müssen uns die Gegentore selbst zuschreiben. Wie wir diese für den Gastgeber selbst vorbereitet haben war sehr dilettantisch, war nicht verbandsligareif.

Katastrophal wie unsere Jungs den Ball im Spielaufbau herschenken und die Orange schwarzen regelrecht zum Toreschießen einluden. Insgesamt hat man mindestens zwei, wenn nicht gar drei Tore so hergeschenkt. Wer so fahrlässig agiert, muss sich nicht wundern, wenn eine so gestandene Mannschaft wie Wismut Gera diese Fehler eiskalt nutzt und Tor auf Tor erzielt.

Jetzt gingen die Köpfe runter. Und es dauerte wirklich eine ganze Weile ehe sich das Team um Kapitän Tim Richter von diesem Doppelschlag erholte.

Kurz vor der Pause dann noch einmal ein Hoffnungsschimmer für Westvororte/JFC. Der schon mehrfach auffällige Bosse Struz setzt sich nach schöner Vorarbeit von Markus Klotz gegen seinen ersten Gegenspieler durch, düpiert dann auch noch Dmitrij Puhan auf der Grundlinie, schwenkte Richtung Tor und zog unhaltbar aus Nahdistanz ab. 4:2. Wir sind noch da!

Mit diesem umjubelten Treffer und einem letzten kleinen Funken Hoffnung geht es jetzt erst einmal in die Pause. Denken und hoffen die ca. 100 der insgesamt 270 Zuschauer, die es mit den Scheubengrobsdorfern halten. Aber weit gefehlt. Denn mit den Pausenpfiff stellt Andy Haupt nach einem abermals haarsträubenden Fehler den alten drei-Tore-Vorsprung wieder her.

Bleibt uns, nachdem wir jetzt 15 Minuten durchatmen können, dennoch etwas Hoffnung auf einen Punkt? Wer das allerdings dachte wurde abermals eines Besseren belehrt, denn nur vier Minuten nach Wiederbeginn war es erneut Kapitän Stefan Schumann, der seinen überzeugenden Auftritt mit seinem zweiten Treffer zum 6:2 krönte und nun die Bahnen kurz nach der Pause endgültig auf Sieg für den Gastgeber stellte.

Neben einer Handvoll Wechsel und zweier Gelben Karten konnte die zweite Halbzeit natürlich mit den vielen Treffen aus dem ersten Durchgang nicht mithalten. Wismut dominiert die Begegnung. Zum Ende hin legte der Gastgeber in einem erstaunlich fairen Derby sogar noch einmal nach und traf durch Jimmy Wagner (80.), der am langen Pfosten nach einer Flanke völlig frei stand zum 7:2 und durch Bodgan Tschurtschun nach Vorarbeit von Franz Hoffmann (90.+2) in der Nachspielzeit zum 8:2. Der in der 64. Minute für den am Oberschenkel verletzten Cedric Thrum nun im Tor aufgebotene Jonas Tämmler war bei den beiden Gegentreffer ebenfalls chancenlos.

Das Endergebnis ist dann aber schon eine ziemlich bittere Pille für uns und unsere junge Geraer Mannschaft aus Scheubengrobsdorf. Jetzt gilt es die Köpfe wieder zu heben und positiv nach vorne zu schauen. Sicherlich ist es nicht einfach solch eine Klatsche, gerade im Derby, aus dem Kopf zu bekommen, aber die Mannschaft hat schon des Öfteren bewiesen, dass sie getreu dem Spruch „Totgeglaubte leben länger“ wieder aufstehen kann.

Nächsten Samstag erwarten auch unsere Fans dann eine entsprechende und deutliche Reaktion. Und auch, wenn die Anhänger heute verständlicherweise enttäuscht sind, stehen sie auch künftig hinter der Mannschaft und werden diese am kommenden Samstag supporten. Zum Sieg?

Apropos Sieg. Zu diesem gratulieren wir der BSG Wismut Gera und der Mannschaft von Trainer Frank Müller recht herzlich und wünschen für die weitere Saison alles erdenklich Gute und viel Erfolg

So und jetzt, bevor wir diesen bitteren Nachmittag abhaken werden, noch mal schnell zur Zuckerdose gegriffen und einen weiteren Löffel dieses ungesunden Kristalls in den Sonntag-Guten-Morgen-Kaffee gestreut, denn sonst schmeckt dieser heute wohl doch etwas zu bitter.

Lange Zeit zum Jammern bleibt nicht. Bereits am kommenden Samstag geht es weiter, wenn Martinroda in die Saarbach-Arena kommt. Dann heißt es: Reaktion zeigen!

Ohne Worte …

#ausgerafürgera
#newgeneration