27. Spieltag: FC Erfurt Nord – Westvororte/JFC 2:3 (0:2)

(05.06.2022) Das hat doch wohl nicht etwa gefruchtet, dass wir den Spielbericht letzte Woche weggelassen haben? Spaß beiseite Mit dem gestrigen Sieg im Rücken lässt sich natürlich schon etwas flunkern.

Und nach dem in der letzten Woche auch der Man of the Match auf der „Wartebank“ Platz nehmen musste, wurde er gestern von unseren Fans wieder gewählt. Einstimmig! Jonas Kölling. Aber nicht nur seines Tores wegen setzen wir ihm die Krone auf, sondern auch, weil er auf der für ihn ungewohnten Position in der Innenverteidigung fast jeden Zweikampf und jedes Kopfballduell gewann und somit einen wesentlichen Beitrag zum vielleicht wichtigsten Sieg des Jahres leistete. Danke, Zeulo.

Aber wie immer der Reihe nach. Perfekte äußere Bedingungen wurden zu Beginn des Spieles durch einen heftigen Gewitterregen eingeholt. So ein bisschen Fritz-Walter-Wetter entwickelte sich in der ersten Halbzeit. Und promt waren unsere Jungs da. Auf den Punkt.

Einem kurzen Abtasten folgte ein rassiges und bis in die fünfte Minute der Nachspielzeit hinein spannendes Verbandsligaspiel. Abstiegskampf pur. Es konnte heute nur über den Kampf gehen. Dessen waren sich die Trainer und unsere Jungs bewusst und setzten die Vorgaben vornehmlich in der ersten Halbzeit perfekt um.

Nebenbei schauen wir auch immer mal wieder nach Gera. Denn dort, bei der BSG Wismut Gera am Steg, spielt der FSV Ohratal, der in der Tabelle nur zwei Punkte hinter uns steht und seinerseits natürlich noch auf den Klassenerhalt hofft. Und die Hoffnung der Ohrataler wird größer, als sie nach 12 Minuten den Führungstreffer gegen Wismut Gera erzielen. Spielt Wismut gegen uns?

Zurück nach Erfurt. Der heute erstmals in der Innenverteidigung aufgebotene Jonas Kölling stand nach einem Eckball am langen Pfosten goldrichtig und brachte das Leder mit Hilfe des Erfurter Keepers zum überraschenden 0:1 in den Maschen unter. Ja!

Nur eine Minute später legte Marcus Schneider überlegt für Martin Gerold auf, der sich diesmal die Chance nicht entgehen ließ und auf 0:2 erhöhte, auch wenn der Stadionsprecher das Tor unserem Kapitän Dominik Klammt zusprach. Egal. Wir führen 2:0 in Erfurt. Und Wismut Gera hat den Ausgleich erzielt. Im Moment läuft es für uns.

Der Gastgeber aus der Grubenstrasse blieb jedoch weiter gefährlich und gab sich noch lange nicht auf. Besonders über die rechte Angriffsseite bereitete man unserer Defensive immer wieder Probleme. Noch aber waren die Bemühungen der Spieler von Trainer Christian Stieglitz nicht von Erfolg gekrönt. Die Führung Mitte der ersten Halbzeit war hoch verdient, präsentierten sich unsere Jungs heute doch auch spielerisch auf einem ganz anderen Niveau.

Dennoch immer wieder auch Möglichkeiten für den FC Erfurt Nord. Die größte derer in der 32. Minute. Clemens Bierbaum aber reagiert sensationell und sorgte mit seiner Glanzparade dafür, dass die Scheubengrobsdorfer die Zwei-Tore-Führung mit in die Pause nehmen konnten. Das Spiel sollte aber noch mehrere Wendungen nehmen. Abstiegskampf. An Spannung nicht zu überbieten

Unsere Redaktion musste zu Beginn der zweiten Halbzeit an das Hinspiel denken, als wir auch führten. Seinerzeit sogar bis zur 90. Minute, ehe Erfurt das Spiel in der Nachspielzeit drehte und nach zwei Treffern binnen von nur zwei Minuten den Platz in der Saarbach-Arena als überraschender Sieger verließ. Das passiert uns heute nicht noch einmal. Wir wollen gar nicht daran denken und vergessen das mal schnell wieder.

10 Minuten nach der Halbzeit holt uns dieser Gedanke aber wieder ein. Der zur Pause neu ins Spiel gekommene Fabian Kunze beflügelt das Spiel der Hausherren und trifft zum Anschlusstreffer, trifft zum 1:2. Abermals über die starke rechte Angriffsseite unserer Gastgeber kommt der Ball in die Mitte, wo Bierbaum im ersten Moment noch klären kann, beim Nachschuss jedoch keine Chance hat.

Nun auch bei unserem TSV/JFC die ersten Wechsel. Martin Ludwig und Philipp Rehnelt werden vom Trainer auf das Feld geschickt. Später kommt auch noch Mucki Diallo.

Erfurt gewinnt nach dem Anschlusstreffer ein wenig die Oberhand. Nervosität schleicht sich bei uns ein. Schenken wir einen 2:0 Vorsprung wirklich noch her? Geben wir diese Führung noch komplett aus der Hand? Ja. Leider.

Nach einer weiteren Ecke der Hausherren in der 73. Minute können wir im Zentrum nicht entscheidend klären, so dass es abermals der eingewechselte Fabian Kunze ist, der den Moment nutzt und zum Ausgleich trifft. Die schöne Führung ist dahin. Kommt es jetzt noch schlimmer? Die Köpfe gehen nach unten. Auf und neben dem Platz.

Noch 15 Minuten. Erfurt will nach dem Ausgleich jetzt auch noch den Sieg. Einer unserer Fans, der vor Aufregung Nägelkauend am Spielfeldrand mitzittert, ist sich sicher, dass jetzt die Mannschaft gewinnt, die es mehr will. Wollen wir es mehr? Sind wir diese Mannschaft, die heute endlich wieder einmal alte Westvororte-Tugenden auf dem Platz bringen kann? Noch sind gut 10 Minuten zu spielen. Noch ist nichts verloren.

Aber Erfurt drückt weiter. Und immer wieder über die rechte Seite. Wir tun uns im Spiel nach vorn jetzt schwer, können hinten jedoch ein weiteres Tor mit viel Einsatz, Willen und Leidenschaft verhindern. Jeder von unseren Jungs haut sich voll rein. Wenn es spielerisch nicht geht, dann eben so. Hilft uns dieser eine Punkt? Vielleicht. Bringt er uns dem Klassenerhalt ein Stück näher? In wenigen Tagen wissen wir es.

Beim aktuellen Spielstand reden natürlich jetzt auch andere wieder mit. Und genau dann passiert es. Tor in Gera. Ohratal führt bei Wismut Gera mit 2:1 und hat uns in der Blitz-Tabelle überflügelt.

Vorn ackern Rehnelt und Diallo unaufhörlich. Ein großer Aufschrei, nachdem unsere Nummer 27 im Strafraum gelegt wird, der Schiedsrichter aber keinen Anlass sieht, Philipp Rehnelt einen Elfmeter zuzusprechen. Kommt jetzt auch noch Pech hinzu? Jetzt läuft gerade mal wieder alles gegen uns. War‘s das?

Noch gut fünf oder sechs Minuten. In Gera hat die BSG derweil wieder den Ausgleich geschafft. Puh. Die spielen heute doch nicht etwa wirklich für uns? Jetzt können wir es wieder aus eigener Kraft schaffen. Mit einem Sieg. Aber nehmen wir erst einmal diesen einen Punkt. Noch drei Minuten. Erfurt spielt auf Sieg. Unsere Entlastung hält sich in Grenzen.

Die 90. Minute. Die offizielle Spielzeit ist vorbei und wir schauen noch einmal nach Gera. Dort steht es weiterhin unentschieden, Ohratal demzufolge mit einem Punkt. Auch wir mit einem solchen. Wir bleiben somit in der Tabelle vor dem FSV. Besser als nichts. OK? Pfeiff ab! Wir nehmen diesen einen Punkt.

Erfurt versucht es noch einmal mit ein zwei weit nach vorn geschlagenen Bällen und hohen Eingaben. Auf der anderen Seite kommen auch wir noch einmal mit einem wunderschönen Spielzeug über drei vier Stationen bis an den gegnerischen Strafraum heran. Dort sucht Franz Hoffmann mit einem schnellen Antritt die eins zu eins Situation im Strafraum und wird knapp vor der Torauslinie von den Beinen geholt.

Wir schreiben die 93. Minute und blicken gebannt zum Schiedsrichter. Lange müssen wir aber nicht warten, denn dieser entscheidet sofort auf Strafstoß. Gut, dass er unserem Wunsch nicht gefolgt ist und bereits abgepfiffen hat. Jubel jetzt bei unseren Fans. Elfmeter für den TSV/JFC. Noch ist das Ding aber nicht drin. Zittern. Bangen. Hoffen.

Wer übernimmt jetzt die Verantwortung? Schneider ist nicht mehr im Spiel. Dörlitz ist heute auch nicht dabei. Wenn wir das richtig interpretieren, macht Clemens Bierbaum ernsten Blickes die ersten Schritte Richtung Mittellinie. Der will doch nicht etwa … Dann aber schnappt sich Tom Eichberger mit ebenfalls regungsloser Miene den Ball und legt ihn auf den Punkt.

Die Spannung könnte in dieser 93. Minute nicht größer sein. Das ist Abstiegskampf. Das ist Fußball. Dafür lieben und hassen wir ihn.

In Gera ertönte zwischenzeitlich der Schlusspfiff. Wismut und Ohratal trennen sich 2:2 unentschieden. Diese Punkteteilung hilft keinem der beiden, diese Punkteteilung hilft am Ende vielleicht unseren Farben?! Wenn Eichberger „mitspielt“. Wenn Eichberger trifft.

Wer jetzt noch keine grauen Haare hat, bekommt sie spätestens in dem Moment, als Tom Eichberger noch einmal tief durchatmet und dann anläuft. Und, vielleicht auch mit etwas Glück, dem Glück des Tüchtigen, landet der Ball zum vielumjubelten 3:2 in den Maschen. Auch wenn der Erfurter Torhüter Dennis Weisheit mit den Fingerspitzen dran war, kann er den platzierten Treffer von Tom Eichberger nicht verhindern.

Wir führen. In Erfurt. Was ist denn das für ein Wahnsinn? Wir liegen uns auf und neben dem Platz in den Armen. Hier und da ein lauter Schrei. Ja! Noch einmal müssen wir aber zittern. Noch immer sind ein oder zwei Minuten auf der Uhr. Bange Minuten. Schier endlos erscheinende Minuten.

Noch einmal bekommen die Gastgeber einen Freistoß zugesprochen. Unsere Anspannung steigt ins Unermessliche. Der Freistoß landet mitten in unserem Strafraum und wird schlecht verteidigt, so dass der aufgerückte Erfurter Torhüter an den Ball kommt, diesen aber nicht richtig trifft und über das Tor jagt.

Da der Schiedsrichter nun keinerlei Grund mehr hat, das Spiel fortzusetzen, ertönt in der 90. + 5. Minute der schönste Pfiff des Tages, ja, vielleicht sogar der schönste Pfiff des ganzen Jahres.

Schluss. Aus. Auswärtssieg.

Klassenerhalt?

Nächste Woche wissen wir mehr. Auch, wenn unsere Jungs am kommenden Samstag spielfrei haben, kann, je nachdem, wie alle die, die sich gemeinsam mit uns im Abstiegskampf befinden, spielen, schon vor der Begegnung am letzten Spieltag gegen den SC Weimar eine Entscheidung gefallen sein.

Darüber werden wir euch am nächsten Sonntag früh selbstverständlich ausführlich berichten ✏️

Warten wir also ab und hoffen weiter. Wie auch schon in den letzten Wochen ist es so, dass wir es auch weiterhin aus eigener Kraft schaffen können. Nach dem gestrigen Sieg sollte es uns gelingen, auch gegen Weimar die noch nötigen Punkte einzufahren, um dann gemeinsam mit unseren Fans und allen anderen Zuschauern den Klassenerhalt zu feiern.

Für heute sagen wir noch einmal „Danke Jungs “. Ihr habt gestern im vielleicht wichtigsten Spiel des Jahres wieder alte Westvororte-Tugenden an den Tag gelegt und letztendlich mit viel Moral, Willen und Leidenschaft einen verdienten Dreier eingefahren. Glückwunsch. Lasst euch nun feiern und feiert schön. Und egal wo auch immer ihr das Glas erhebt, wir verneigen uns vor euch und stoßen mit einem wohlschmecken Sonntag-Guten-Morgen-Kaffee ☕️ mit euch an.

Auch unser Trainer Philipp Schlebe, der jüngste Trainer in der Verbandsliga, darf anstoßen. Philipp, du machst einen Riesen Job! Danke! Und auch danke dafür, dass du uns wieder ein kleines Fazit hast zukommen lassen:

„Das Spiel war eine Achterbahn der Gefühle. Nach einer guten ersten Halbzeit haben wir 2:0 geführt. In der Kabine haben wir uns viel vorgenommen, aber auf einmal steht es 2:2. Normalerweise wären wir in solch einer Phase weggewesen und hätten wahrscheinlich in den letzten Minuten noch das Gegentor zur Niederlage bekommen. Aber heute nicht, die Jungs haben sich gewehrt und dagegen aufgebäumt und sich mit dem Sieg in den Schlussminuten mehr als belohnt! Das war gestern endlich mal wieder Westvororte-Fußball. Als Mannschaft zusammen durch alle Widrigkeiten, die solch ein Spiel mit sich bringt und eine sehr gute Antwort auf die letzten Begegnungen und deren Ergebnisse. Nur gilt es am letzten Spieltag mit einem Sieg gegen Weimar den Klassenerhalt perfekt zu machen!“

Ohne Worte …

Auf diesem Wege gehen heute auch Glückwünsche an unsere Kooperationspartner, den JFC Gera, speziell an die A- und B-Junioren, die in ihren Staffeln in der Landesliga jeweils Platz 1 belegen und nunmehr die Finals um die Thüringer Landesmeisterschaft bestreiten, wofür wir schon heute viel Erfolg wünschen.

Den wünschen wir auch unseren Jungs in zwei Wochen zum letzten Heimspiel der Saison gegen den SC Weimar und hoffen, dass alle Fans und Zuschauer den letzten Spieltag in der Saarbach-Arena während und nach der Begegnung noch einmal zu einem besonderen Spektakel werden lassen.

Alle. Gemeinsam. Zum Klassenerhalt! Wir sehen uns.

Ohne Worte …

#ausgerafürgera