Was Du schon immer einmal wissen wolltest …

Faire Verlierer. Wenn aus Gegnern Freunde werden.

30.06.2020. Nachdem wir in der vergangenen Woche in „Teil 1″ unseres Rückblickes auf das legendäre Finale Ronny Abresch interviewt haben, nehmen wir das Endspiel gegen den SV Rositz heute in „Teil 2″ mal von Gegners Seite unter die Lupe. Bei uns heute zu Gast ist der Keeper, der am 21.06.2013 im Tor unseres Gegners stand.

Nachgehakt bei Eric Fleißner 

Wie Eric dieses Spiel aus heutiger Sicht sieht, wie er sich an die gesamte damalige Saison zurückerinnert und was aus ihm geworden ist, fragen wir ihn heute. 

TSV: Hallo Eric. Danke, dass du dich bereit erklärt hast, trotz des für dich ja negativen Inhaltes, heute mit uns dieses Interview zu führen.

Eric: Hallo zusammen, sehr gern. Nach 7 Jahren habe ich die Niederlage so langsam verdaut. „lach“

TSV: Wie geht es Dir eigentlich heute, sieben Jahre nach dem Pokalfinale in Gößnitz? 

Eric: Mir geht es sehr gut und bin auch nach wie vor noch aktiv im Fußballgeschäft vertreten. Mittlerweile wohne ich mit meiner Freundin zusammen in Meuselwitz, wo ich auch schon seit 15 Jahren arbeite.

TSV: Trotz des Sieges von Westvororte war ja damals die erfolgreiche Entwicklung des SV Rositz nicht aufzuhalten. Ein Jahr nach dieser Saison, in der Westvororte aufstieg und den Pokal gewonnen hat, seid auch ihr aufgestiegen. Und das gleich zweimal nacheinander, wenn wir uns recht erinnern. Ist das richtig?

Eric: Ja richtig. Das ging dann damals alles sehr schnell, viele behaupten, es war vielleicht etwas zu schnell, aber der Meinung bin ich nicht. Wir hatten eine sehr starke Mannschaft und warum hätten wir es dann nicht machen sollen. Für mich war es natürlich auch eine ganz besondere Zeit in meinem Jugendverein, in dem ich immer nur auf Kreisebene gespielt habe, dann in die höchste Spielklasse aufzusteigen. Leider war die ganze Geschichte aber auch relativ schnell wieder zu Ende. Aber das ist wohl scheinbar mittlerweile im Amateurfußball so.

TSV: Ihr hattet damals ein starkes Team und viele gute Fußballer in Euren Reihen. Nierlein, Ditscher, Baudach, Reichel, Kummer, Undeutsch, Kahnt, Czajka, Demmrich, Du. Später auch noch den aus Meuselwitz bekannten Polen Sebastian Latowski. 

Eric: Ja das war schon für die damalige Liga eine echt richtig gute Truppe. Mit vielen bin ich auch heute noch richtig gut befreundet und sehen uns regelmäßig.

TSV: Ihr habt es sehr schnell von der Kreisoberliga in die Verbandsliga geschafft. Dennoch bist Du nach Ehrenhain gewechselt. Warum das? 

Eric: Wie schon gesagt war es dann mit dem Abstieg aus der Landesliga alles etwas schwierig geworden in Rositz. Da man sich auch ganz neu aufstellen wollte, hat man sogar den Schritt in die Kreisliga gemacht und das wollte ich so nicht machen, da ich schon weiter auf Landesebene spielen wollte und da kam das Interesse von Weida und Ehrenhain. Da Weida für mich eine zu große Entfernung darstellte und die Gespräche mit Ehrenhain ganz gut waren, hab ich mich für Ehrenhain entschieden.

TSV: Aber zurück zum SV Rositz. Der 21.06.2013 wird für den TSV Gera-Westvororte immer ein ganz besonderer Tag bleiben. Viele der damals Aktiven und Verantwortlichen im Verein denken noch oft und gern daran zurück. Muss man auch als Verlierer noch ab und zu daran denken? 

Eric: Ja klar, sicher und auch wenn man mal wieder darüber spricht oder liest, kommen die Erinnerungen immer wieder zurück.

Aus heutiger Sicht denken wir, dass das Finale ein Spiel auf Augenhöhe war. Auch, was die Großchancen betrifft, von denen es wenige gab, da beide Abwehrreihen sehr gut standen. Dennoch gab es die ein oder andere Möglichkeit. Ihr hattet einen Pfostentreffer kurz vor der Pause. Westvororte bekam einen Strafstoß zugesprochen. Kannst Du Dich an diese Situation noch erinnern?

Eric: An sich war das ein typisches 0:0 oder 1:1-Spiel. Keiner wollte zu viel riskieren und so war es dann, dass der lucky punch von „Abe“ das Spiel entschied.

TSV: Eine Woche vor dem Finale, als Westvororte bereits als Aufsteiger feststand, gab es noch das Rückspiel in der Meisterschaft, bei dem, wie schon in der Hinrunde, ebenfalls der TSV als Sieger vom Platz ging. Beide Teams spielten seinerzeit mit einer Art B-Elf, so dass niemand dem anderen in die Karten schauen konnten. Westvororte-Trainer Achim Posselt schickte zum Beispiel die Torhüter Christopher Wolf und Daniel Voigt, der dann im Finale im Tor stand, als Feldspieler in die Partie. Maximilian Dörlitz schaute gar mit Krücken nur zu und suggerierte damit, dass er im Finale definitiv nur als Zuschauer dabei sein könnte. Psychologie auf Kreisebene 😊 Du warst ja, wenn wir uns richtig erinnern, (angeblich) auch verletzt und hast beim letzten Punktspiel nur zugeschaut. Zum Finale konnten dann aber beide Teams aus dem Vollen schöpfen.

Eric: Haha … Ja, allerdings war ich wirklich verletzt. Ich hatte mir glaube 3 oder 4 Wochen zuvor einen Außenbandriss im Sprunggelenk zugezogen und hab alles daran gesetzt, wenigstens im Finale wieder fit zu sein.

TSV: Mit sieben Gelben Karten kann man in einem so umkämpften Finale sicherlich noch leben. Insgesamt erinnern auch wir uns an eine intensiv geführte, aber fast immer faire Partie. Auch nach dem Schlußpfiff blieb es, von den pyrotechnischen Einlagen einiger Fans einmal abgesehen, sehr ruhig.

Eric: Ja das stimmt, es war immernoch fair und respektvoll, wie es auch sein sollte und was ich mittlerweile ehrlich gesagt oft vermisse, wenn ich manche so sehe. Und das mit den Pyroeinlagen fand ich sogar immer richtig klasse, wenn es kontrolliert durchgeführt wird. Das macht unseren Fußball doch aus. Emotionen und Leidenschaft.

TSV: Was steht sportlich bei Dir in nächster Zeit alles noch so auf Deiner Agenda? Ein Aufstieg mit Ehrenhain in die Oberliga?

Eric: Ich habe mich durch den Umzug nach Meuselwitz dazu entschieden wieder etwas kürzer zu treten und werde mich wieder dem SV Rositz anschließen, da mit Manuel Vincenz mein bester Kumpel dort Trainer und mein Arbeitgeber mittlerweile auch als Sponsor dort eingestiegen ist, war das irgendwie eine logische Konsequenz. Aber ich muss auch sagen, dass die 3 Jahre in Ehrenhain eine sehr schöne Zeit war und ich auch dort richtig klasse Typen kennengelernt hab.

TSV: In diesem Sinne bedanken wir uns bei Dir, dass Du Dir die Zeit für uns genommen hast und zu einem undankbaren Thema Rede und Antwort standest. Wir wünschen Dir auch weiterhin alles erdenklich Gute und hoffen, dass wir uns auf einem der Thüringer Fußballplätze bald einmal wiedersehen.

Eric: Sehr gern, Zeit heilt ja bekanntlich alle Wunden „lach“. Ich wünsche euch auch alles Gute für die Zukunft und macht weiter so. Ist eine super Sache, dass sich Leute in ihrer Freizeit um so etwas kümmern.

Ohne Worte …