Was Du immer schon einmal wissen wolltest …
TSV: Für den heutigen Tag haben wir uns einen ganz besonderen Interview-Partner gesucht. Keiner verkörpert den TSV Gera-Westvororte wohl besser als er. Er ist Synonym für den Verein. Er ist der Verein. Herzlich willkommen Dr. Pannach. Danke, dass Du Dir die Zeit nimmst, uns ein paar Fragen zu beantworten.
Doc: Sehr gern. Danke für die herzliche Begrüßung.
TSV: Zuerst einmal Glückwünsche zum Jubiläum des TSV Gera-Westvororte. Dein Verein wurde letzten Sonntag 30 Jahre alt. Das ist eine lange Zeit. Die meisten Spieler unserer Ersten Mannschaft sind jünger. Du bist aber von Anfang an dabei. Oder?
Doc: Oh ja, von Beginn an. Mitglied bin ich seit (überlegt kurz) September 1982. Damals hießen wir noch BSG Tiefbau Westvororte. Im Oktober 1982 habe ich dann mein erstes Spiel für den Verein gemacht. Ich weiß das noch wie heute, es war gegen Modedruck ll. Trainer war seinerzeit Uli Weise. Mit der Wende haben wir dann 1990 den jetzigen TSV Gera-Westvororte gegründet.
TSV: Wenn wir richtig informiert sind, bist Du auch von Beginn an im Vorstand, warst neben eben genanntem Uli Weise viele Jahre Stellvertretender Vorsitzender und seit 2012 selbst der Chef.
Doc: Uli Weise wollte 2012 aus gesundheitlichen Gründen nicht noch eine Legislatur Vorsitzender bleiben. Da wir aber vorher bereits viele Jahre schon als Doppelspitze fungierten, war der Übergang eigentlich nahtlos. Ich wurde Vorsitzender, Uli Weise Ehrenpräsident. Wir konnten auf der gemeinsamen Basis mit dem neuen Vorstand aufbauen. Auf Uli Weise ist auch heute noch Verlass, wenn es um den Verein geht.
TSV: Wir können uns erinnern, dass der TSV vor einigen Jahren „100 Jahre Fußball in den Westvororten“ gefeiert hat. Den Verein gibt es aber „erst“ seit 30 Jahren. Warum das?
Doc: Das ist richtig. 1911 wurde in den Westvororten das erste Mal Fußball gespielt. Daneben gab es auch noch die Turner und die Feldhandballer. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich der Verein als SV Gera-Westvororte neu. Er war mit der Gründung im Mai 1945 einer der ersten Vereine in Thüringen. Ab 1953 hieß man dann BSG Empor. 1984 kam die Umbenennung in Tiefbau, nachdem unser Platz 1981 durch das Hochwasser im Prinzip tot war. 1984 wurde der Platz neu eingeweiht. Damals war es aber eher ein Schlacke- als ein Rasenplatz. Die Premiere war seinerzeit ein Spiel gegen WK Schmalkalden.
TSV: Mit Dir im Tor?
Doc: Ja (lacht). Leider haben wir 2:1 verloren. Kurz drauf bekamen wir allerdings viel Zuwachs. Die Fußballer von Traktor Töppeln schlossen sich uns an, da deren Verein aufgelöst wurde.
TSV: Du warst als Torhüter lange selbst Aktiver beim TSV.
Doc: Allerdings. Insgesamt habe ich 897 Spiele für Westvororte bestritten. Zuzüglich der vielen Hallenturniere in den ganzen Jahren. Und (lacht) immerhin habe ich es geschafft, in meiner Laufbahn zwei Tore zu erzielen.
TSV: Oh, wie hast du das geschafft? Als Feldspieler?
Doc: Nein, als Torhüter. Das eine Tor war ein Elfmeter gegen SERO Langenberg. Da stand es allerdings schon 6:0. Das Zweite war ein außergewöhnliches Tor gegen Metall Gera, als mein Abschlag vom eigenen Strafraum bis ins gegnerische Tor segelte.
TSV: Auch in den „Alt-Herren-Mannschaften“, die, was viele Fans gar nicht wissen, es bei Thüringer Hallenmeisterschaften des Öfteren auf das Treppchen geschafft haben, die Stadt- und Ostthüringer Hallenmeister wurden, warst Du bis vor wenigen Jahren aktiv.
Doc: Ja, das stimmt aber ich muss euch gleich etwas verbessern (lacht). Wir haben es nicht nur aufs Treppchen geschafft, sondern wir wurden sogar Landesmeister in der Ü55 in Stadtroda. Wir hatten damals eine Spielgemeinschaft mit den ersten 1.FC Gera 03. Bei uns im Team standen solch erfahrene Spieler wie Dietmar Sengewald oder Jochen Srp. Es hat sehr viel Spaß gemacht mit diesen beiden Ex-Profis gemeinsam zu spielen.
TSV: Seit fast zwei Jahren bist Du in Rente und hast sicherlich viel Zeit, auch wenn man Rentnern immer unterstellt, sie hätten diese nicht. Was sind denn neben dem TSV Deine Hobbies?
Doc: Ja, so ungefähr könnte man es definieren. Zeit haben ist aber auch eine Frage der richtigen Einteilung. Ich fahre gern Rad, habe einen schönen Garten, in dem es viel zu tun gibt und in dem meine Frau und ich uns aber auch erholen, ich lese gern und bin ja auch noch Mitglied im Lions Club (Anm. d. Red.: Von 2012-2013 war Dr. Pannach Präsident des Lions Clubs). Langweilig wird mir also nie, denn auch beim TSV und in der Saarbach-Arena gibt es immer viel zu tun.
TSV: Wenn wir uns hier, in der wunderschönen Saarbach-Arena umschauen, ist jede Frage nach der Entwicklung neben dem Platz sicherlich überflüssig. Was hier in Scheubengrobsdorf aus einem einfachen Fußballplatz, der zur Hälfte aus Schlacke bestand, in all den Jahren entstanden ist, sucht seines Gleichen.
Doc: Ja, hier in der Saarbach-Arena wurde in all den Jahren sehr viel erreicht. Mit Unterstützung der Vereinsmitglieder aus allen Abteilungen, der uneigennützigen Hilfe Scheubengrobsdorfer Bewohner und Firmen und unseren vielen Sponsoren, denen ich auf diesem Wege nochmals recht herzlich für die jahrelange Treue danken möchte, haben wir es geschafft aus einer einfachen Wiese ein Schmuckkästchen zu bauen. Im letzten Jahr erst haben wir den Anbau für die Kabinen realisieren können. Das war auch wieder eine Mammut-Aufgabe. Da ist man schnell bei 100.000 € und mehr, was an Kosten auf unseren kleinen Verein zukommt und gestemmt werden muss. Aber mit viel Unterstützung haben wir das geschafft.
TSV: Wahnsinn. Aber es ist ja kein rausgeworfenes Geld für schnell Vergängliches sondern etwas Nachhaltiges für viele Jahre. Einen Namen hat sich der TSV auch durch sein mittlerweile legendäres und über die Grenzen der Stadt hinaus bekanntes Sommerfest, zu dem alljährlich teilweise über 1.000 Gäste kommen, gemacht. Dieses Jahr fiel es, wie vieles andere auch, leider der Corona-Krise zum Opfer. Auf Grund dieser Restriktionen konnte man auch das 30-jährige Vereins-Jubiläum nicht feiern.
Doc: Ja, das ist sehr ärgerlich. Aber die Gesundheit geht natürlich vor. Bereits letztes Jahr musste das Sommerfest ausfallen, da, wie eben schon erklärt, der Anbau unseres Kabinentraktes erfolgte und die halbe Saarbach-Arena eine Baustelle war. Aber wir wollen und werden die Tradition beibehalten und freuen uns schon auf das nächste Jahr, in dem das Sommerfest wieder fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders sein wird. Immerhin ist das Sommerfest auch eine wichtige Einnahmequelle des Vereins, da alle Vereinsmitglieder an diesen beiden Tagen ehrenamtlich viel Arbeit leisten.
An dieser Stelle möchte ich mich explizit auch noch einmal bei unseren Gymnastik-Frauen bedanken, die in der Öffentlichkeit leider immer zu kurz kommen, aber ohne die das Sommerfest gar nicht funktionieren könnte. Darüber hinaus werden auch weitere Veranstaltungen wieder stattfinden. So zum Beispiel der Schwarzbier-Cup der Feuerwehren, unsere legendären Feste zu Ostern, bei der Maifeier, das Oktoberfest oder die Mannschaftsabende. Wir haben noch viel auf der Agenda stehen.
Als Verein fühlen wir uns natürlich auch als integrativer Teil der gesamten Westvororte und werden in diesem Zusammenhang auch weiterhin mit dem Bürgerverein, dem Ortschaftsrat und der Gemeinde zusammenarbeiten. Vieles kann man nur gemeinsam schaffen, was man auch an den „Oak-Trails“, unserem Biker-Park sehen kann, der über die letzten Jahre gewachsen ist und für den Raum Gera etwas ganz Besonderes darstellt. Hier haben Marcel Ziegler und seine Biker großartiges geleistet. Dazu hatte Marcel ja letzte Woche bereits ausführlich Rede und Antwort gestanden.
TSV: Das stimmt. Ein sehr interessantes Interview. Aber auch auf fußballerischer Ebene kannst Du auf Deinen TSV so richtig stolz sein. Bezieht man die Zweite Mannschaft mit ein, kann man in den letzten sieben Jahren seit 2013 auf sieben Titel (vier Aufstiege, zwei Hallenmeister-Titel und einen Pokalsieg) zurückblicken. Das macht einen doch stolz, oder?
Doc: Das steht außer Frage. Auf das sportlich Erreichte sind wir außerordentlich stolz. Aber auch das war nicht immer einfach. Mit Unterstützung durch die Spielgemeinschaft mit dem JFC Gera, die hervorragende Zusammenarbeit mit deren Verantwortlichen, für die ich Steffen Hadlich stellvertretend nennen möchte, haben wir es geschafft, uns mittlerweile auf Landesebene zu etablieren.
TSV: Sportlich ist mit der Verbandsliga, in der man sich mit hochkarätigen Mannschaften aus ganz Thüringen auf Augenhöhe begegnet, für solch einen kleinen Verein wie den TSV sicherlich das Maximum erreicht. Dennoch gibt es sicherlich noch weitere Ziele. Was steht beim TSV mittel- und langfristig noch so auf der Agenda?
Doc: Ja, mehr als die Verbandsliga wäre illusorisch. Vor einigen Jahren hätte ja wohl nicht einmal der kühnste Träumer daran gedacht, dass wir mit Wismut Gera einmal gemeinsam in einer Liga, der Verbandsliga, spielen. Wir sind alle sehr stolz und ich bin froh und glücklich, dass wir es in den letzten Jahren geschafft haben, solch eine erfolgreiche Mannschaft mit fast ausschließlich sehr jungen Spielern aufzubauen.
Apropos aufbauen. Momentan beschäftigen wir uns wieder intensiv mit dem Aufbau einer Zweiten Mannschaft. Daher, wenn ich hier über dieses Interview gleich die Möglichkeit nutzen darf, ein Aufruf, dass wir junge ehrgeizige Fußballer suchen, die ab nächstem Sommer gerne in unserer neuen Zweiten Mannschaft spielen möchten.
TSV: Diesen Aufruf bekräftigen wir natürlich gern und danken dir, liebem Doc, recht herzlich, dass du uns all unsere Fragen so ausführlich beantwortet hast. Wir wünschen dir auch weiterhin alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit und deinem TSV weiterhin viele sportliche und wirtschaftliche Erfolge.
Doc: Danke!
Ohne Worte …