Überraschung in Ilmenau

Auswärtssieg in Weiß-Blau

Damit hätten wohl selbst die kühnsten Optimisten vorher kaum gerechnet. Der TSV Gera-Westvororte entführt drei Punkte beim Favoriten in Ilmenau. Und das nicht einmal unverdient. Von Beginn an über die gesamten 90 Minuten präsent, kaufte man dem Tabellen-Vierten um Tormaschine Marc Fernando den Schneid eindrucksvoll ab.

Dabei fing die mit den Fans gemeinsam im Reisebus angetretene Fahrt personell nicht besonders vielversprechend an. Bierbaum, Gerold und Ledig fehlten urlaubsbedingt. Unger und Richter verletzten sich im Laufe dieser Woche und rutschten aus dem Kader. Dörlitz war wegen seiner fünften Gelben gesperrt. Warning fehlte berufsbedingt.

Keine einfache Aufgabe für unseren Trainer also, die Mannschaft so umzustellen, dass man zählbares aus Ilmenau mitbringen konnte. Der eigentlich mit Stürmer-Genen gut bestückte Gero Pandorf musste auf die für ihn ungewohnte Linksverteidiger-Position ausweichen. Was er auf dieser Position gestern allerdings leistete, ringt uns Hochachtung ab.

Auf der wunderschönen Anlage im Hammergrund entwickelte sich von Beginn an ein intensives Spiel. Vor allem unsere Jungs überzeugten mit viel Laufbereitschaft und unbändigem Willen. Nach einem der vielen Angriffe der Gastgeber, den man abfangen konnte, ging es für die Hausherren zu schnell. Schneider legt überlegt für Rehnelt auf, der im Alleingang auf das Tor dem Ilmenauer Keeper keine Chance lies.

Kaum hatte sich die Germania erholt, fast eine Dublette des 0:1. Abermals war es unser Kapitän Marcus Schneider der sich als Vorlagengeber auszeichnete und diesmal Bosse Struz in Szene setzte, der eiskalt zum 0:2 einsetzte. Der Favorit war nun offensichtlich angeschlagen. Taumelte. Spielerisch versuchten die Mannen um Marc Fernando ihre Angriffsbemühungen so langsam wieder zu ordnen.

Dann ging es bei heftigem Wind aber perfekten Platzbedingungen Schlag auf Schlag. Wolf mit Glanzparade. Dann Tor durch Fernando. Aber abseits. Glück für unsere Jungs. Auf der anderen Seite hält Keeper Bradsch seine Farben gegen den aufgerückten Pandorf mit einer Glanztat im Spiel. Immer wieder drückt Ilmenau nun auf den Anschlusstreffer. Noch steht da hinten das Bollwerk um die überragenden Kurth, Kokott, Lätz, Läßig, Ludwig und co.

Dann wieder Entlastung für das Dörfer-Team. Fast das 0:3, aber Schneiders Schuss verfehlt sein Ziel um Millimeter. Auf der anderen Seite Freistoß für die Germania. 16 Meter, zentrale Position. Hoffen an der Seitenlinie und bei den etwa 25 mitgereisten Westvororte-Fans, die ihre Mannschaft eindrucksvoll und lautstark unterstützten. Knall. Der Freistoß landet am Gebälk. Das war knapp. Ja, man darf auch mal Glück haben. Das Glück des Tüchtigen. Heute.

Unsere Mannen müssen sich mächtig reinknien. Das machen sie auch. Gelb für Kurth. Wieder Ilmenau. Knapp daneben. Dann wieder Wolf. Wieder stark gehalten. Weiter Ilmenau. Knapp drüber. Hier wird es nicht langweilig. Das Spiel hat jetzt so richtig Fahrt aufgenommen.

Dann kurz vor der Pause eine kleine Vorentscheidung. Wieder war es Rehnelt der trifft. Den aus seinem Tor herauseilenden Bradsch überlupft der jüngste Spieler auf dem Platz im Stile eines Alten und markiert mit seinem sechsten Saisontreffer per Doppelpack das umjubelte 0:3.

So, jetzt erst einmal alle durchatmen. Wer hätte das gedacht? Reicht das 0:3? Bringen unsere Jungs die überraschende aber nicht unverdiente Führung über die Zeit? Mit einer Serie von Ecken der sich nie aufgebenden Hausherren beginnt die zweite Hälfte. Wieder Glück für den TSV. Knapp daneben. Dann wieder Wolf. Ein Teufelskerl heute. Der hält einfach alles. Wenn das nicht für die Elf der Woche reicht ?!

Es wird wieder extrem windig und es wird härter. Auf jeder Seite nun einmal Gelb. Der Schiri aber hat alles im Griff. Noch 20 Minuten. So langsam glauben alle daran, dass es zum Auswärtssieg reichen könnte. Ilmenau drückt, ist aber, wie unsere Jungs in der Vorwoche, nicht von Fortuna begleitet. Unsere Jungs werfen sich in jeden Schuss, kämpfen. Zu überhastet aber zumeist die Abschlüsse der Hausherren. Und dann ist da immer wieder dieser Wolf.

Die Minuten auf der großen, modernen elektronischen Anzeigetafel rinnen. Langsam zwar, aber stetig. Ilmenau drückt. Aber das zeugt jedoch schon von Verzweiflung. Unsere Jungs arbeiten weiterhin aufopferungsvoll gegen den Ball, auch wenn man sich im zweiten Durchgang kaum mehr eigene Möglichkeiten erspielen kann. Muss man auch nicht. Die Aufgabenverteilung beider Teams ist klar.

Klar ist auch wenig später der überraschende aber verdiente Sieg unserer Jungs, der auf der gemeinsamen Heimfahrt mit den Fans im Bus stimmungsvoll und lautstark gefeiert wurde. Auch von uns ein riesengroßes Kompliment an die gesamte Mannschaft, die mit Geschlossenheit und viel Willen den Dreier erkämpft und verdient hat.

Und … man of the Match, gewählt von unseren Fans, der Kleinste auf dem ganzen Platz, der gestern Größe zeigte und unseren gesperrten Kapitän Max Dörlitz in Wort und Tat eindrucksvoll vertrat: Lukas Kokott.

Ohne Worte …