„Hier würde ich auch Kreisklasse spielen“

Heute im Interview: Unsere #1 Clemens Bierbaum

(03.09.2017) Vor etwa zweieinhalb Jahren haben wir auf unserer facebook-Seite für damals gut 200 Follower das allererste Interview veröffentlicht. Seither standen unserer damals neu gegründeten Redaktion über 30 Spieler, Trainer und Betreuer Rede und Antwort. Angefangen hat alles im April 2015. Mit Clemens Bierbaum.

Was ist seit dem passiert? Von 2009 bis 2010 war er schon einmal in den Westvororten. Dann zog ihn durch sein Studium nach Australien, México und Schmalkalden. Dort kickte er dann auch drei Jahre, ehe er sich nach seiner Rückkehr in seine Heimat im Februar 2015 wieder dem TSV anschloss. Was sich seit seinem ersten Engagement bis heute geändert hat, wie er den TSV sieht und was für Clemens neben dem Fußballfeld noch so alles wichtig ist, verrät er uns heute in diesem Interview.

Hallo Clemens, erst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, uns ein paar Antworten zu geben.

Sehr gerne.

Zu aller erst müssen wir natürlich fragen, ob die Aussage in unserer Überschrift „Hier würde ich sogar Kreisklasse spielen.“ wirklich von Dir ist und in welchem Zusammenhang Du das gesagt hast …

Ja die Aussage habe ich tatsächlich mal getätigt. Das war nach dem Spiel gegen Niederpöllnitz, als wir den Aufstieg quasi fix gemacht haben. Bei der abendlichen inoffiziellen Aufstiegsfeier wurde ich von den Fans gefragt: „Ob ich bleibe“? Worauf ich dann antwortete: „Hier geh‘ ich nicht mehr weg, hier würde ich sogar Kreisklasse spielen“! Aber mal im Ernst, sollte es mich beruflich nicht woanders hin verschlagen, kann ich versprechen, dass ich dem Verein immer treu bleiben werde.

Das hören wir und unsere Fans natürlich sehr gern. Bevor Du Dich im Winter 2014 wieder unseren Farben angeschlossen hast, warst Du wegen Deines Studiums drei Jahre nicht in Gera. Was hat sich in dieser Zeit bei Westvororte geändert?

Da hat sich so einiges getan. Für mich als Torwart sind zwei Dinge besonders erwähnenswert. Zum einen trainieren wir jetzt mit Bällen bei denen man sich nicht jedes Mal die Hand bricht weil sie den kompletten Winter bei 10 Grad Minus im Ballschrank waren. Und zum anderen kann man heute im 5 Meter Raum den ein oder anderen Grashalm vorfinden, was damals definitiv nicht der Fall war. (lacht) Also ein großes Lob an unseren Platzwart Jörg.

Wir wollen aber nun mal ein bisschen in Deiner fußballerischen Vergangenheit stöbern. Angefangen hat unseres Wissens nach alles in Pforten.

Angefangen mit dem Fussball habe ich durch meinen Vater. Wenn wir kicken waren, sprach er immer nur vom „strengen Wechsel“. Dabei wollte ich doch nur aufs Tor schießen. (lacht) Tatsächlich begonnen habe ich mit sechs Jahren beim SV Gera Pforten unter Bernd „Salami“ Just, gemeinsam mit meinem direkten Nachbarn Tom Holle.

Und von dort aus bist Du dann zum 1.FC Gera 03?

Richtig! In der D Jugend kam dann Lars Födisch auf mich zu und hat gefragt ob ich nicht beim 1. SV Gera spielen will. Dort spielte ich dann gemeinsam mit Max Dörlitz, Marcus Schneider & Benjamin Hinz bis zu den A-Junioren und wurde Torwart.

Du wurdest Torwart? Bist du das nicht schon immer?

Nein. Bis zur C-Jugend war ich immer Feldspieler. Erst als sich unser etatmäßiger Torwart Jan Siebert schwer verletzte, fragte mich der Trainer, ob ich in die Kiste gehen würde. So kam das.

Beim FC hast Du es ja dann als erst 16-jähriger sogar bis in den Oberliga-Kader von Nico Quade und später Achim Steffens geschafft – und wenn unsere Recherchen richtig sind – sogar ein paar Oberliga-Kappen in Deiner Vita stehen.

Naja man muss das schon realistisch sehen. Ich hatte das Glück, dass ich anfangs immer wieder von schweren Verletzungen der etatmäßigen Torhüter profitiert habe und somit seit dem ich 17 war eigentlich durchgängig mittrainieren durfte. Mit 18 war der Verein unter Achim Steffens dann finanziell so schlecht aufgestellt, dass man sich neben Norman Wohlfeld gar keinen gestandenen Oberliga Torwart mehr leisten konnte. Somit war ich mehr oder weniger gesetzt im Kader der Ersten, spielte Samstag früh A-Junioren, Nachmittag in der U-23 Landesklasse. Und am Sonntag hab ich mir von der Bank aus ein Spiel in der Oberliga angeschaut. (lacht) Im Nachhinein hätte ich auf jeden Fall einiges anders gemacht und meine Zeit sinnvoller genutzt. Letztendlich durfte ich aber auf Grund einer Rot-Sperre von Wohle in der Oberliga einmal ran und zwar gegen Lok Leipzig . Das war schon ein tolles Erlebnis.

Aber zurück zum TSV. Ihr seid in der neuen Liga sehr gut angekommen. Sieben Punkte aus den ersten drei Spielen ist für einen Aufsteiger doch eine beachtliche Ausbeute. Oder wie siehst Du das?

Da stimme ich Dir zu, ich bin voll und ganz zufrieden. Jetzt heißt es für uns die Aufstiegseuphorie so lange wie möglich am Leben zu halten und so viele Punkte wie möglich auf die Habenseite zu bringen.

Gibt es in der Mannschaft ein geheimes oder ein offizielles Ziel für diese Saison?

Offiziell ist das Ziel der Klassenerhalt. Ich traue der Mannschaft aber Platz 3-7 zu. Wir sind in der Breite extrem gut aufgestellt, was auf diesem Niveau sicher nicht jede Mannschaft von sich behaupten kann. Der SV Roschütz hat in seiner Landesklasse-Zeit oft genug bewiesen, dass man nicht immer gegen den Abstieg spielen muss, sondern auch mal Dritter werden kann.

Und Du? Was steht für Dich in der Landesklasse-Saison alles so auf Deiner Agenda?

Ich hoffe natürlich meinen Teil zu einer erfolgreichen Saison beitragen zu können. Ab und zu mal „zu Null“ spielen und 6-9 Punkte „retten“, wäre schon erstrebenswert! Das wichtigste für mich ist aber, dass wir als Team nie den Spaß verlieren, auch wenn man mal eine Niederlage hinnehmen muss.

Verlassen wir mal den Fußball und kommen zum privaten Clemens Bierbaum. Verrate uns doch mal bisschen was aus Deinem Umfeld.  Was machst Du beruflich und wohin soll die Reise gehen?

Momentan verleihe ich für einen großen Getränkehersteller der Trend- & Szene-Gastronomie Flügel. (lacht) Der Job macht mir extrem viel Spaß und macht mich momentan wunschlos glücklich. Wohin die Reise geht, kann ich momentan noch nicht sagen, aber vieles ist denkbar.

Apropos Flügel. Der neue Trainer scheint der Mannschaft auch Flügel verliehen zu haben. Die durchschnittliche Trainingsbeteiligung liegt bei knapp 20 (!) Spielern. Das ist schon beeindruckend. Oder wie siehst Du das?

Klar, sowas habe ich in dieser Form noch nicht erlebt. Das Besondere ist nicht nur die Quantität der Trainingsbeteiligung, sondern, dass alle annähernd auf einem Niveau kicken können. Das macht schon richtig Spaß.

Dann wünschen wir Dir und Deiner Mannschaft für diese Saison und natürlich auch für die kommenden Spieljahre alles Gute und viel Erfolg. Dir auf deinem privaten und beruflichen Wege natürlich auch. Vielen Dank nochmal, dass Du Dir für unsere User und unsere Fans heute die Zeit genommen hast.

Sehr Gerne.

Bisher haben wir im Anschluss an unsere Interviews immer einen kleinen Steckbrief angehängt. Heute machen wir mal was anderes. Beantworte uns doch bitte noch die „fünf Blitzfragen“

Welchem Stürmer der letzten Jahre würdest du in Zukunft gerne aus dem Weg gehen? :

Daniel Gerth & Oliver Sachse (lacht):

Welcher Mitspieler konnte dich so richtig motivieren?

Tom Diepold

Wann hast du deine besten Spiele gemacht:

Definitiv nicht nach Fun-Besuchen. (lacht)

Wer ist der Spaßvogel im Team:

Gero Pandorra

Welche Schlagzeile würdest du gern mal über dich lesen?

„ Bierbaum köpft Westvororte in der Nachspielzeit zum Punktgewinn“ (lacht)

Ohne Worte …