Auswärtssieg
Mit Moral und Leidenschaft zum Dreier
(02.11.2025) Mit Offensivdrang, viel Moral, dem Glück (des Tüchtigen) und einem bärenstarken Clemens Burgold im Kasten holen unsere Jungs einen nicht unverdienten Auswärtssieg in Weida. Bereits nach einer Minute das erste Lebenszeichen der Saarbach-Elf. Winefeld fasst sich aus 18 Metern ein Herz. Sein Abschluss zu zentral, aber ein erstes kleines Signal: wir stellen uns nicht hinten rein.
Kurz darauf Glück für uns, als ein Angreifer der Hausherren nach schönem Steckpass in die Tiefe völlig frei, aber im Abseits steht. Trotz der ersten zaghaften Annäherungsversuche an das gegnerische Tor noch ein vorsichtiges Abtasten. Aber schon nach wenigen Minuten nimmt das Spiel so richtig Fahrt auf – Zweikämpfe, Tempo, Leidenschaft.
Dann ein erster Aufreger. Weida spielt im Aufbau quer, Fehlpass. Klotz spritzt in der vierten Minute dazwischen, wird nur durch ein taktisches Foul kurz vor der Mittellinie gestoppt. Gelb! Und gleich klar, dass wir bissig im Spiel sind.
Anschließend kombinieren wir uns sehenswert nach vorn. Schumann findet Rehnelt, doch ein Weid’sches Bein ist dazwischen. Ecke. Die kommt gefährlich rein, Torwart Soldera unsicher, faustet zur Kerze – Seidel steigt hoch, Kopfball aus kurzer Distanz, aber knapp drüber. Da war vielleicht sogar mehr drin. Doch auch Weida ist gefährlich. Vornehmlich über die beiden starken Außen. Zwei Flanken bringen aber nichts ein. Wir pressen hoch, erzwingen Fehler, kommen aber zunächst nicht entscheidend zum Abschluss.
Der Gastgeber, von so viel Aggressivität wohl beeindruckt, wird regelrecht zu Fehlern gezwungen. Wie auch jetzt wieder, als ein Verteidiger den Ball, eigentlich ohne Not, etwas unbeholfen ins Aus schießt.
Dann das erste große Ausrufezeichen. Richter marschiert von der Mittellinie etwa 20 Meter in die gegnerische Hälfte hinein, wird nicht angegriffen und zieht aus 25 Metern einfach mal ab. Da kann sich Soldera noch so lang machen, der Ball schlägt unhaltbar im Winkel ein. 0:1. Ein Traumtor à la Tor des Monats und pure Entschlossenheit unseres abermals überragenden Kapitäns. Der ist sich heute für nichts zu schade. Der führt, der grätscht, der tackelt und der gewinnt die Zweikämpfe.
Weida wirkt geschockt, wir nutzen die Phase. Nach Ballgewinn schickt Mucki Winefeld steil – etwas zu weit, der aufmerksame Keeper fängt den Ball im letzten Moment noch ab. Kurz darauf aber wieder Alarm in der jetzt fragilen Weidaer Defensive. Hat man den TSV unterschätzt?
Wieder der bis dato Tabellenvorletzte. Ein langer Ball, ein Verteidiger verschätzt sich, Mouctar Diallo läuft nach Zuckerpass von Sascha Winefeld noch ein paar Meter alleine aufs Tor zu und jagt das Ding aus etwa acht oder 10 Metern von halbrechts eiskalt ins lange Eck. 0:2. Ein erstes ungläubiges Kopfschütteln unter den heimischen Zuschauern.
Auf der anderen Seite ist der Gastgeber nicht so effektiv wie die Scheubengrobsdorfer. Ein Drehschuss von Lehmann aus etwa 15 Metern verfehlt sein Ziel. Wahnsinn. Nach knapp einer halben Stunde steht es 0:2. Unverdient? Keineswegs! Wir sind griffig, aggressiv, präsent. Jeder geht in die Zweikämpfe, die Defensive steht sicher – Kurth und Lätz hinten drin sind kompromisslos, Dräger und Schumann machen ihren Job ebenfalls überaus gut. Die Sonderaufgaben dieser beiden und die taktische Umstellung unseres Trainers waren ein Garant dafür, dass Westvororte in Weida überraschend vorn liegt.
Die Penzel-Elf versucht sich zu befreien, kommt über die starken Graham und Peuker über die Flügel, doch Burgold ist bei einer Flanke sicher und bei einem Freistoß hellwach und lenkt den Ball mit den Fingerspitzen über die Latte. Klasse Reaktion unseres jungen Keepers, der erst im Laufe dieser Woche 20 Jahre alt geworden ist und dem wir auf diesem Wege nachträglich nochmals recht herzlich gratulieren.
Kurz darauf die nächste Glanztat. Ecke Weida, Kopfball aus kurzer Distanz. Burgold pariert stark. Dann wieder Westvororte im Vorwärtsgang. Kilian Seidel mit Traumpass auf Mouctar Diallo. Der läuft Dörlitz davon, verpasst aber knapp das 0:3, der Ball streicht um Millimeter am langen Pfosten vorbei.
Weida verstärkt die Körpersprache. Wir halten weiter dagegen, stehen kompakt, lassen kaum etwas zu. Weida probiert es mit langen Bällen und Flanken. Aber all das ist sichere Beutel unserer gut gestaffelten Abwehr.
So um die 35., 40. Minute werden die Gelb-Schwarzen so langsam etwas nervös. Aktuell gelingt beim Favoriten wenig. Ein Fehlpass. Eine abgerutschte Flanke. Ein gereizter Spruch zum Mitspieler. Nach vorn setzen weiterhin wir die größeren Akzente. Jetzt ist es wieder Mouctar Diallo, der von rechts seinen Gegenspieler abermals überläuft und aufs Tor zusteuert. Er übersieht leider den in der Mitte völlig freistehenden Klotz und scheitert mit seinem Abschluss am starken Soldera.
Keine Chance hat dieser, als Sekunden vor dem Pausenpfiff, nach einer Ecke von Sascha Winefeld Maximilian Kurth am langen Pfosten höher springt es sein persönlicher Bewacher und das Spielgerät per Kopf zum 0:3 in die Maschen setzt. Spätestens jetzt reiben sich alle Weid’schen verwundert die Augen, führt der krasse Außenseiter aus den Westvororten auf dem Roten Hügel zur Pause doch unerwartet deutlich.
Unser Pressing und unser hohes Anlaufen kosten natürlich auch viel Kraft. Hoffentlich fällt uns das zum Ende des Spieles nicht auf die Füße. Jetzt ist aber erst einmal Pause. Die knapp 50 Gästefans unter den 200 Zuschauern äußerst zufrieden.
Freuen wir uns aber noch nicht zu früh. Zweite Halbzeit, Weida kommt wütend aus der Kabine. Und gibt gleich Gas. Abschluss aus Nahdistanz – Burgold stark im kurzen Eck. Der Junge bleibt eiskalt. Kurz darauf wieder Alarm in unserem Strafraum. Ein abgefälschter Schuss, aber Burgold erneut auf dem Posten.
Dann Riesenglück für die Unseren. Der sonst so treffsichere und routinierte Christopher Lehmann, der auch schon bei Wismut Gera, dem ZFC Meuselwitz und vielen weiteren namenhaften Vereinen in Ober- und Regionalliga unter Vertrag stand, jagt den Ball aus drei Metern Entfernung, völlig freistehend, über den Querbalken ins Aus. Den macht der sonst blind. Glück für uns. Durchatmen. Diese für uns gefährliche Phase, so 10 Minuten nach der Pause, haben wir erst einmal gut überstanden.
Dann wieder Westvororte. 60. Minute. Konter. Winefeld läuft allein aufs Tor zu, scheitert aber an Lucas Soldera. Im Nachschuss Mouctar Diallo, aber wieder bleibt der talentierte, erst 20-jährige starke Weidaer Keeper Sieger.
Jetzt hätten wir, so gut eine halbe Stunde vor Ultimo, den Sack eigentlich zumachen können. Aber es kommt anders. Bitter für uns. Im Mittelfeld übersieht der sonst sehr gute Schiedsrichter zwei klare Foulspiele, unter anderem einen schmerzhaften Stempel gegen Maximilian Kurth, was sogar den Weidaer Zuschauern aufgefallen ist. Der Gastgeber spielt sich so geschickt durch unsere Reihen und der starke Oliver Peuker kommt aus Nahdistanz zum Abschluss. Nur noch 1:3.
Wir fighten weiter, holen jetzt innerhalb von zwei Minuten Ecke um Ecke. Nach Richter-Flanke kommt Kurth zum Kopfball. Vorbei. Dann können wir die drei-Tore-Führung eigentlich zurückholen. In Überzahl steuern wir zu dritt nach offensivem Ballgewinn auf den gegnerischen Kasten zu.
Mouctar Diallo legt quer, aber Sascha Winefeld scheitert völlig freistehend am abermals überragend reagierenden Ex-Wismut-Keeper Soldera, der mit dieser Parade sein großes Potenzial erneut unter Beweis stellt. Vielleicht hätte unsere Nummer #8 den Ball dem hinter ihm noch besser postierten Klotz überlassen sollen. Sei’s drum. Wir haben gar keine Zeit, um uns aufzuregen, denn schon im Gegenzug schlägt Weida in der 64. Minute abermals eiskalt zu.
Der erst eine Minute vorher eingewechselte Stadtrodaer Neuzugang Simon Fuchs verkürzt auf 2:3. Innerhalb von nur drei Minuten ist unsere komfortable Führung futsch. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Geht das jetzt doch noch nach hinten los?
Der große Favorit aus Weida hat jetzt das Momentum auf seiner Seite. Und immerhin sind noch gut 20 Minuten zu spielen. Wieder lassen wir richtig gute Chancen liegen. Wieder vergeben wir hochkarätige Möglichkeiten, was uns im Laufe der Saison schon mehrfach auf die Füße gefallen ist. Und heute?
Mucki muss jetzt leicht angeschlagen raus. Der kann nicht mehr. Der ist richtig viel gelaufen, der hat ein riesen Spiel gemacht. Und wird mit verdientem Applaus verabschiedet. Kurz darauf ist auch für unseren ersten 19-jährigen JFC-Neuzugang Kilian Seidel Schluss, der ebenfalls eine richtig gute Party gespielt hat.
Mit Ben Leonhardt und Leonardo Castro da Silva, später noch mit Benjamin Bohm und Konrad Szydlo bringt unser Trainer frische Kräfte. Das ist auch nötig und wichtig. Denn Weida drückt. Ecke um Ecke, Abschluss auf Abschluss. Einmal Pfosten, einmal Latte. Glück für uns. Das Glück des Tüchtigen.
Zwischenzeitlich können wir immer mal wieder für ein wenig Entlastung sorgen. Das aufgerückte Weida kann diese teilweise nur unfair unterbinden. Ein taktisches Foul an Rehnelt und ein äußerst grobes Einsteigen gegen Tim Richter lassen dem Schiedsrichter keine andere Chance, als zweimal eine Verwarnung anzuzeigen. Im Wettkampf um den gelben Karton gewinnt Weida am Ende 4:3.
Jetzt, so 10 Minuten vor Ultimo, ein regelrechtes Powerplay der Hausherren. Burgold pariert erneut sensationell, lenkt einen Fernschuss mit den Fingerspitzen ans Aluminium und zur Ecke. Die letzten Minuten sind eine regelrechte Abwehrschlacht. Aber jeder kämpft, jeder wirft sich rein. 88. Minute. Schumann kratzt das Leder mit letztem Einsatz von der Linie. Stark, Lenny!
Der Schiedsrichter lässt fünf Minuten nachspielen. Nochmals zwei Ecken für das Team von Trainer Hendrik Penzel, der zwischenzeitlich selbst Gelb kassiert hat. Abermals wächst Keeper Burgold über sich hinaus und wird zum Turm in der Schlacht. Weida versucht alles. Schuss. Kopfball. Fallrückzieher. Aber auch der findet sein Ziel nicht. Auch alles andere wird von unserer vielbeinigen, aufopferungsvoll kämpfenden Abwehr resolut verteidigt.
Dann ist Schluss. Grenzenloser Jubel auf und neben dem Feld bei den Weiß-Blauen. Mit Mut, Moral und Leidenschaft holen wir die drei Punkte. In Weida! Und das nicht unverdient.
Eine kämpferische Gesamtleistung, eine Mannschaft, die diese Namen wirklich verdient, die Null zur Pause, ein Tor des Monats von Tim Richter und einem von unseren Fans der Saarbach-Chaoten gewählten Man of the Match, der sich diesen Titel – zum zweiten Mal in Folge (!) redlich verdient hat. Der junge Clemens Burgold in seinem erst zweiten Verbandsligaspiel – sicher, aufmersam, nervenstark.
So kann’s weitergehen. Auf geht’s, Westvororte! Lasst euch jetzt erst einmal alle den Sonntag-Guten-Morgen-Kaffee schmecken. Mit Hilfe von KI, der wir allerdings noch ein bisschen auf die Sprünge helfen mussten, gibt es Kaffee und Spielbericht heute schon null800.
Denn unsere Redaktion macht sich jetzt schnell auf den Weg zum Legenden-Treffen der Alten Herren in der LVM Sportpark, um zu erfahren, welche besonderen Geschichten uns die Alten zu erzählen haben. Die Geschichte, die uns die Jungen gestern aus Weida mitgebracht haben, macht uns zumindest sehr stolz.
Und wir hoffen, dass unsere jungen Wilden gestern gemeinsam mit der SG JFC/2. Mannschaft und der U19 unseres Kooperationspartners JFC Gera einen feucht-fröhlichen Mannschaftsabend gefeiert haben.
Ohne Worte …
#stolzkenntkeineliga
#fairrespektvollkämpferisch
#ausgerafürgera
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#teamgeist
#trotzalledem

