Auswärtssieg im Spitzenspiel
Westvororte knackt den Tempelwald
(27.10.2024)Wir wollen es keinesfalls zur Gewohnheit werden lassen, dass wir am Samstagnachmittag schreiben, dass der Spielbericht Anfang in der Woche folgt, wir ihn dann aber doch schon am Sonntag früh veröffentlichen.
Geschuldet unserem Big Point am gestrigen Nachmittag machen wir heute noch einmal eine Ausnahme. Also Kaffee kochen, gemütlich hinsetzen und lesen.
Die ersten Minuten im Tempelwald gehören dem Gastgeber. Unsere Mannen sind noch nicht so richtig warm. Allerdings lassen wir hinten vorerst auch nichts anbrennen. Nach 10 Minuten verzeichnet Greiz bereits seine dritte Ecke. Aber die und auch weitere Offensivaktionen verpuffen, bringen nichts ein.
Im Spitzenspiel Zweiter gegen Dritter, Westvororte in der Offensive bisher kaum zu sehen. Dann aber doch. Schneider wird über rechts geschickt und passt scharf in die Mitte, wo Tim Richter am gezielten Abschluss von einem Verteidiger mit letzten Einsatz gerade noch gehindert wird.
Und gleich noch mal die Unseren. Richter setzt Schneider in Szene, der Winefeld. Der zurück auf Schneider, dessen Schuss aus spitzem Winkel allerdings trifft nur das Außennetz. Aber wir nähern uns dem Greizer Kasten.
Und schon wieder sind wir am gegnerischen Strafraum. Der Schuss von Jannik Wolff nach 15 Minuten allerdings findet sein Ziel nicht.
Auf der anderen Seite verlieren wir im Spielaufbau den Ball, Larmin Daboe kommt aus 18 Metern ungehindert zum Schuss. Gefährlich streift der Ball ganz knapp übers Dreiangel. Das war die bis dato größte und beste Möglichkeit für die Hausherren.
Die leider nur 90 Zuschauer sehen ein sehr abwechslungsreiches und schnelles Spiel. Auch wenn die ganz großen Chancen fehlen, ist es keinesfalls langweilig. Spielerisch bleiben beide Seiten aber noch einiges schuldig, was allerdings auch dem äußerst holprigen Platz geschuldet ist.
Und kaum hat man am Spielfeldrand bei den Fans über das Fehlen der ganz ganz großen Möglichkeiten philosophiert, ist es Tim Richter, der an der Strafraumgrenze von Sascha Winefeld überlegt angespielt wird, sich den Ball noch einmal vorlegt und seinen Gegner stehen lässt. Dann zieht er ab und versenkt das Leder mit seinem starken Linken – nicht ganz unhaltbar – im kurzen Eck. 18. Minute, 0:1.
Ansonsten müssen die Torhüter bisher – außer bei Flanken – noch nicht ernsthaft eingreifen. Die 100-prozentigen Chancen fehlen.
Und kaum notieren wir, dass es an den ganz großen Möglichkeiten mangelt, steht es nach 33 Minuten auch schon 0:2. Tim Richter zirkelt einen Freistoß von der linken Außenposition mit viel Effet so gefühlvoll vor das gegnerische Tor, dass Philipp Rehnelt nur noch den Kopf hinhalten muss, um den Ball aus Nahdistanz einzunicken.
Treffer und Assist für unseren Kapitän. Philipp Rehnelt – wie schon in der Vorwoche – abermals mit Köpfchen. Und diesmal auch im Spielbericht erwähnt. Pipo, unsere Redaktion schuldet dir noch ein Bier.
Auf der anderen Seite kann James-Kevin Nahr, der auch schon für Rudolstadt, Plauen und Wismut Gera kickte, erstmals zeigen, was er drauf hat. Er tanzt zwei unserer Verteidiger aus und kann kurz vor der Strafraumlinie nur per Foul gestoppt und am Abschluss gehindert werden.
Äußerst günstige Position, 18 oder 20 Meter, halblinks. Und Nahr selbst tritt an. Er zirkelt den Ball scharf Richtung langes Eck, wo er genau zwischen dem Innenpfosten und den Fingerspitzen von Cedric Thrum einschlägt. 1:2. Greiz ist wieder dran.
Bisher wirklich ein Spitzenspiel. Nun Abschluss Winefeld. Abgewehrt. Ecke. Diese hebt Winefeld dann selbst gefährlich nach innen, aber Philipp Rehnelt kommt aus – zugegeben sehr spitzem Winkel – nicht richtig hinter den Ball und verzieht.
Dann wieder Greiz. Nahr setzt sich mit beiden Armen ungeschickt und unfair gegen seinen Schatten Kevin Kamprath durch, so dass dem Schiedsrichter nichts anderes übrig bleibt als die unfaire Attacke abzupfeifen.
Auf der anderen Seite eine Traumkombination zwischen Schneider, Rehnelt und Schumann, der volley abschließt und den Kasten nur knapp verfehlt. Klasse Aktion! Fußball vom Feinsten!
Dann geht es in unserem Strafraum ganz kurz drunter und drüber. Die Greizer Zuschauer fordern nach einem Zweikampf lautstark und vehement Elfmeter. Der Schiedsrichter lässt weiterspielen. Wir können auch kein Foul erkennen.
Dann der Abschluss von Greiz aus sieben oder acht Metern. Geblockt. Nachschuss. Kurzes Eck. Sensationelle Reaktion unseres Keepers, der den Ball mit den Fingerspitzen reaktionsschnell aus dem Eck kratzt. Stark gehalten.
Durchatmen. Mit Glück und Geschick können wir jetzt den Ausgleich verhindern.
Die folgende Ecke bringt nichts ein. Wir erarbeiten den Ball zurück. In der Vorwärtsbewegung wird Tim Richter unfair gestoppt und muss behandelt werden. Kann aber nach einer kurzen Pause weiterspielen.
Drei Minuten Nachspielzeit werden angezeigt. Zwei Ecken hintereinander für uns. Die zweite ist richtig gefährlich, der wuchtige Kopfball von Philipp Rehnelt verfehlt sein Ziel äußerst knapp.
Dann ist Pause vor nur 90 Zuschauer auf dem Tempelwald, darunter etwa 20 aus Gera. Jetzt können alle erst mal durchatmen. Leider hat die Gastronomie keine Roster hergegeben, auf die sich die Fans gefreut hatten. Das Bier war allerdings lecker und das Wetter sonnig und frühlingshaft.
Kurz darauf geht’s weiter. Und wir versuchen gleich die Initiative zu übernehmen, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass wir die knappe Führung hier nicht nur verwalten und verteidigen wollen. Greiz hat natürlich was dagegen und versucht seinerseits die Flucht nach vorn.
Unter Führung des starken Kapitäns Niklas Küstner – auf Greizer Seite sowohl verbal als auch spielerisch mit Vorbildfunktion – und mit dem gefährlichen James-Kevin Nahr will der 1.FC Greiz das Spiel drehen. Der beste Greizer Torschütze dieser Saison hat allerdings gegen unseren Kevin Kamprath einen richtig schweren Stand.
Das Spiel bleibt schnell und abwechslungsreich. Und dem knappen Ergebnis geschuldet natürlich auch spannend. Schneider wird im Strafraum am Schluss gehindert, auf der anderen Seite ist es wieder Nahr, der gefährlich in die Box eindringt, unter Bedrängnis seines Schattens aber nicht zum Abschluss kommt.
Wenig später ist es nach einem Freistoß von Tim Richter Marcus Schneider, der völlig frei vor dem Greizer Torhüter Niklas Beckert auftaucht, aber leider auch knapp im Abseits steht.
Kurz darauf muss unsere #19 nach einem überharten Einsteigen behandelt werden. Der Schiedsrichter sieht das anders und pfeift nicht. Nach kurzer Behandlungpause geht es bei Marcus Schneider aber weiter.
Es wird härter. Jetzt ist Philipp Rehnelt Opfer einer ausgestreckten Greizer Sohle. Ihn trifft es härter als Marcus Schneider, denn er muss kurz darauf leider verletzt ausgewechselt werden. Für ihn kommt Markus Klotz. Gute Besserung, Philipp.
So etwa 20 Minuten vor Ende des Spieles große Chancen weiterhin Mangelware. Greiz muss mehr tun und tut auch mehr, ohne jedoch wirklich gefährlich zu werden. Unsere Defensive hat Schwerstarbeit zu leisten, lässt aber kaum etwa zu. Was dennoch an langen oder hohen Bällen in den Strafraum kommt, ist sichere Beute unserer #1.
Zwischenzeitlich verlässt auch der ehemalige Westvororte-Spieler Mouctar Diallo, der im Sommer nach Greiz wechselte, die Ersatzbank und kommt zu einem Kurzeinsatz. Er hat auf der rechten Seite gegen Jannik Wolff allerdings einen schweren Stand und kann kaum Akzente setzen.
Greiz versucht alles. Küstner wird aus der Defensive vorgezogen und versucht jetzt die Fäden im Mittelfeld in die Hand zu nehmen. Jetzt, so 10 oder 12 Minuten vor Ultimo drückt Greiz vehement auf den Ausgleich. Die Vogtländer haben jetzt etwas mehr vom Spiel. Den Hausherren läuft aber die Zeit davon.
Dann ist Schneider an der 16er Grenze nach einen Abpraller völlig frei, aber wohl auch ein wenig zu überrascht, so dass sein Abschluss noch geklärt werden kann. Ecke. Abgewehrt. Konter.
Jetzt kann es Mouctar Diallo beim schnellen Greizer Gegenstoß seinen ehemaligen Mitspielern zeigen, aber Jannik Wolff spitzelt das Leder mit letztem Einsatz und einem technisch perfekten Tackling weg. Stark. Das sind genau die Momente, die uns hoffen lassen, dass wir die Führung über die Ziellinie bringen.
Wir sind weiterhin hoch konzentriert. Wir arbeiten. Wir kämpfen. Wir führen. Es bleibt aber spannend. Es bleibt knackig. Es bleibt hochbrisant.
Greiz versucht alles. Hohe Bälle. Flache Bälle. Dribblings. Noch können wir das aber alles verteidigen und haben auch hinter unserer stabilen Defensive einen sicheren Rückhalt im Tor.
Noch circa fünf Minuten. Die Fingernägel-Knabber-Zeit beginnt. Und wieder ein langer Ball der Greizer auf den schnellen Nahr, aber Cedric Thrum ist eher am Ball. Wir schreiben die 88. Minute. Verstohlenen Blick auf die Uhr. Noch einmal Freistoß für Greiz.
Aber auch den können wir mit viel Leidenschaft und etwas Glück verteidigen. Die nächste gefährliche Flanke verfehlt den Kopf eines Greizers. Ein ziemlich verzweifelter Weitschuss geht deutlich daneben. Wirklich Spannung pur!
Die Zeit ist eigentlich um. Wie lange lässt der Schiedsrichter nachspielen? Wieder eine Unterbrechung. Gelb jetzt wegen eines verbalen Ausrutschers für einen Verantwortlichen auf der Gastgeber-Bank.
Dann bedient Winefeld nach einem katastrophalen Greizer Fehlpass Marcus Schneider, der allein aufs Tor zuläuft, den Torwart auch noch umspielt, den Ball aber nicht im Tor unterbringen kann.
Der, der immer trifft, trifft heute nicht, reißt aber vorn immer wieder Lücken, macht die Bälle fest, legt sie auf und zeigt seine Führungsqualitäten heute auch ohne Treffer. Können wir so den Tempelwald knacken? Wir sind nah dran. Wir sind bereits über die 90. hinaus.
Greiz jetzt mit dem Mut der Verzweiflung. Alles nach vorn. Aber wir stehen nach wie vor hervorragend, unsere Defensive ist heute der Matchwinner. Und der Fels in der Brandung, Kevin Kamprath, der Man of the Match.
Mittlerweile sind wir jetzt schon drei oder vier Minuten über die Zeit. Wir konnten leider nicht erkennen, wie lange der Schiedsrichter nachspielen lässt. Jetzt unterbindet Winefeld clever einen schnellen Gegenstoß des 1.FC Greiz und holt sich nach einem taktischen Foul Gelb.
Kurz darauf aber doch noch einmal alles in und um unseren Strafraum. Und noch einmal Freistoß für Greiz nahe der Eckfahne. Wir sind lange über die Zeit. Pfeif ab! Auf Greizer Seite ein letztes Hoffen.
Und als hätte der Schiedsrichter das jetzt gelesen, schnappt er sich sein Spielinstrument und beendet zum Jubel der Scheubengrobsdorfer Spieler und deren knapp 20 mitgereisten Fans das Spitzenspiel zwischen Greiz und Westvororte.
Fazit: Eine geschlossene Mannschaftsleistung auf und neben dem Platz, auf und neben der Bank. Das war heute der entscheidende Faktor. Das war der kleine große Unterschied.
Man of the Match, wie schon geschrieben, Kevin Kamprath. Und wie immer war es wieder sehr knapp, denn auch auf seine Nebenleute war 100-prozentig Verlass, vor allem auf den erst 18-jährige Leonardo Castro da Silva, der einen richtig guten Job gemacht hat und sich heute ein Sonderlob verdient.
Insgesamt hat unsere Defensive heute da hinten drin Schwerstarbeit verrichten müssen. Immerhin hatte man mit James-Kevin Nahr einen der besten Stürmer der Liga gegen sich, der nicht umsonst in der Torschützenliste auf Platz 2 steht und auch den Anschlusstreffer für seine Farben erzielte. Mehr ließ unsere Defensive um die #14 herum allerdings nicht zu.
Kevin, das war heute ganz ganz großes Kino, du hast damit die beständigen Leistung der letzten Wochen bestätigt und wurdest von unseren Fans zurecht zum Man of the Match erkoren. Glückwunsch und weiter so!
Nach dem Spiel im obligatorischen Kreis noch große Worte von einem großen Spieler. Die waren das i-Tüpfelchen auf dem heutigen (fast) perfekten Nachmittag.
Auch ein Blick auf die Tabelle und auf die Torschützenliste stimmen uns aktuell sehr zufrieden. Der Blick auf die Uhr auch?
Aber egal, ob es bei dem einen jetzt noch um acht oder dem anderen schon um neun ist, der Sonntag-Guten-Morgen-Kaffee schmeckt mit oder ohne Umstellung der Uhren heute besonders gut.
Nächste Woche begrüßen wir euch dann alle wieder zu Hause in unserer Saarbach-Arena, wenn wir den starken Tabellensechsten VfR Lobenstein empfangen.
Ohne Worte …
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