Westvororte mit Werbung für den Geraer Fußball ⚽️
Stolz ist größer als Enttäuschung 🤍💙
(14.11.2021) Der Gastgeber bringt die ersten zehn/fünfzehn Minuten nur wenig aufgeregt und unbeschadet über die Runden. Diese ersten zehn/fünfzehn Minuten, die so gefährlich sind, um nicht gleich in Rückstand zu geraten und dem Favoriten das Spiel überlassen zu müssen. Auch für die Rekord-Kulisse von über 700 Zuschauern war dies wichtig, konnte so die Spannung doch über die gesamte Spielzeit erhalten werden. Bis zum Schlusspfiff. 97 Minuten lang. Danke Westvororte! Ihr habt den Gerarer Fußball in Thüringen bis ins Viertelfinale würdig vertreten.
Der große Favorit versucht es zu Beginn spielerisch. Das macht er sehr gut und lässt erkennen, dass alle Spieler wirklich eine richtig gute und solide fußballerrische Grundausbildung haben. Spielerisch klug zerstörte man somit den primären taktischen Plan der Scheubengrobsdorfer, die es mit pressing versuchten. Viele Kontakte, wenig Berührungen beim ballführenden Mann. Sieht gut aus. Bringt aber nicht viel. Denn dem entgegen standen, nachdem die erste taktische Maßnahme nicht von Erfolg gekrönt war, nach Umstellung zwei stabile Ketten des TSV/JFC. Der FC Rot-Weiß schafft es zu Beginn nicht, diesen Riegel zu knacken. Das internationale Ensemble aus der Landeshauptstadt hat noch kein Rezept.
Einzig ein genialer Pass durch die Schnittstelle der Geraer Viererkette ermöglichte den Rot-Weißen eine Riesenchance, die Keeper Clemens Bierbaum aber reaktionsschnell vereiteln kann. Dem Oberligisten fiel darüber hinaus auch weiterhin noch nicht viel ein. Torgefährlich wurden die Mannen von Trainer Goran Miscevic nur bei Standards wie Ecken oder Freistößen, die man allerdings gefährlich in den Strafraum zirkelte.
Aber, der Gastgeber wird langsam mutiger. Eichberger probiert es mal aus 30 Metern. Kein Problem für Reck. Kurz darauf übersieht der sonst souveräne Schiedsrichter ein grobes Foul an Tim Richter an der Strafraumgrenze und lässt weiterspielen. Die Chance für Gera vertan. Das Spiel wird intensiver und härter. Im Mittelfeld ist die Begegnung nun von vielen Zweikämpfen geprägt.
Nach einem weiten Pass der Erfurter, die es nun des Öfteren mit langen Bällen hinter unsere Abwehr probieren, ist Bierbaum schneller als der Erfurter Angreifer, der unserem Torhüter nach diesem verlorenen Zweikampf noch einen unsportlichen Schlag mitgibt. Der Erfurter Elezi bekommt dafür gelb. Nur Gelb. Glück für ihn.
Dann die bis dato vielleicht größte Chance im Spiel als Tim Richter den Ball nach langem Pass von Clemens Bierbaum sensationell ansaugt, sich über rechts geschickt durchsetzt und auf Schneider passt. Der aber trifft den Ball in zentraler Position nicht richtig, so dass das Spielgerät den Erfurter Kasten knapp verfehlt. Das wäre es gewesen. In dieser Phase können sich die Geraer aus der knapp 1.500 Seelen-Gemeinde Scheubengrobsdorf zwischenzeitlich sogar in der Hälfte der Mannen aus der Landeshauptstadt festsetzen. Auf der anderen Seite probiert es Persson aus der Distanz, aber auch er verzieht.
Erfurt, technisch gut und ballsicher, mit den eigenen circa 160 lautstarken Fans auf einer der drei Tribünen im Rücken, spielerisch bisher mit einem leichten plus, klare Torchancen springen dabei aber dennoch nicht heraus. Die Mannschaft von Trainer Philipp Schlebe verteidigt gut, clever und fair. Westvororte zum Ende der ersten Halbzeit immer mutiger, aber ohne Fortuna. Mit einem leistungsgerechten 0:0 geht es in die Pause, auch, weil Clemens Bierbaum im kurzen Eck noch einmal gut reagiert und den Ball aus Nahdistanz abwehren kann und ein weiterer Versuch, den Ball ins lange Eck zu schlenzen, fehlschlägt.
Der zweite Durchgang beginnt mit einer Kopfballchance des aufgerückten Aaron Frimpong Manu, der den Bierbaum-Kasten aber knapp verfehlt. Auf der anderen Seite versucht es Schneider von der Strafegrenze volley, scheitert aber an Reck.
Auch Eichberger‘s Distanzschuss verfehlt sein Ziel. Tim Richter und Dominik Klammt, den unsere Fans der Saarbach-Chaoten gestern Abend noch zum Man of the Match wählten, bringen die Erfurter Defensive immer wieder in die Bredouille. Auch Marcus Schneider ist vorn fast nie wirklich zu stellen. So nach und nach greifen nun auch die Trainer mit ihren Wechseln in das Spiel ein. Westvororte versteckt sich nicht. Westvororte spielt nicht auf Halten. Westvororte spielt nicht auf 0:0. Westvororte spielt nicht auf Verlängerung. Westvororte wechselt offensiv und spielt nach vorn.
In der 71. Minute dann die bis dato größte Chance für Erfurt. Den erst in der 69. Minute eingewechselten Chaabi hatten die Hausherren wohl nicht so recht auf der Rechnung. Denn er war es, der das Spiel in den letzten 20 Minuten entscheidend beeinflussen sollte. Erst hat er an der Strafraumgrenze zu viel Platz, kann sich noch einmal drehen und zirkelt den Ball Richtung Toreck. Glück für Westvororte, dass das Leder von der Latte zurück ins Spielfeld springt. Klasse Aktion.
Dann aber, nur fünf Minuten später, machte es Hedy Chaabi nach einem schnellen Gegenstoß nach Scheubengrobsdorfer Ballverlust und einer schönen Kombination über rechts besser, als er die scharfe Eingabe zum 1:0 für den großen Favoriten verwertet. War’s das schon? Kann Westvororte noch einmal zurückkommen? Die ersten Spieler lassen ihre Köpfe hängen. Kurz. Nur ganz kurz. Denn die etwa 600 Heimzuschauer motivieren die Jungs und munteren sie stimmungsvoll auf.
Wenige Minuten später dann allerdings doch die Entscheidung. In der 81. Minute nutzt abermals Hedy Chaabi, der auf Erfurter Seite zum Matchwinner wurde, einen Fehler von Torhüter Bierbaum und lässt seine Farben auf 2:0 davoneilen.
Die Führung nutzt Erfurt nun, um vermehrt auf Zeit zu spielen. Man bleibt lange liegen und diskutiert. Zwei Spieler erhalten daraufhin wegen Unportlichkeit und Zeitspiel gelb. Bei Teilen der Heimfans ist die Stimmung dadurch leicht gereizt. Alles in allem bleibt es aber auf den Rängen, von ein paar Plastikbechern, die den unfreiwilligen Weg auf das Spielfeld fanden, einmal abgesehen sehr ruhig.
Trotz der nun klaren Führung des Favoriten gibt sich Westvororte/JFC mit den Zuschauern im Rücken, die dem Team immer wieder applaudieren und ihm zujubeln, ja die Mannschaft regelrecht nach vorne treiben, nicht auf. Noch fünf Minuten.
Dörlitz‘ satter Freistoß aus knapp 20 Metern dreht kurz vor dem Tor noch leicht ab und verfehlt das Dreiangel um Millimeter. Schade. Das war knapp. Das hätte noch mal für Spannung sorgen können.
Westvororte/JFC nun mit dem Mute der Verzweiflung. Und abermals schnappt ein Erfurter Verteidiger unfair zu, so dass dem Unparteiischen schon wieder nichts anderes übrig bleibt, als kurz vor der Strafraumlinie auf Freistoß für die Weiß-Blauen zu entscheiden.
Diesmal darf Richter. Mit links. Mit links und mit viel Gefühl ins äußerste Eck, ins Dreiangel, ins Tor. Da kann sich Reck so lang machen wie er will, den kann er nie und nimmer erreichen. Kurzer Jubel, kurze Freude. Zurück. Das Gesicht zur Faust geballt. Man spricht sich gegenseitig Mut zu. Auch die Fans wollen nun mehr. Weiter geht es. Noch zwei Minuten.
Kaum sind die von der Uhr hebt der Schiedsrichter die Hand und zeigt fünf Finger ins weite Rund. Geht jetzt vielleicht doch noch was?
Westvororte versucht alles. Die Jungs geben sich nicht auf. Und Westvororte kommt noch mehrfach an und in den Erfurter Strafraum. Hinten erkämpft man sich Gelb. Warum der Schiedsrichter kurz darauf Freistoß für Erfurt gibt, als ein Verteidiger seinem eigenen Torhüter im eigenen Strafraum umrennt und der Ball einschussbereit vor dem Erfurter Tor liegen bleibt, ist unklar.
Auch, warum zwischenzeitlich das Tor von Marcus Schneider in der 64. Minute keine Anerkennung fand, ist fraglich, zumal ein Erfurter Abwehrspieler den Ball vorher sogar mit der Hand im Strafraum unfreiwillig auf seinen Keeper verlängerte. Wer weiß, was passiert wäre, hätte es zu diesem Zeitpunkt 1:0 für den Außenseiter gestanden. Sei’s drum.
Letztendlich war es dem TSV/JFC nicht vergönnt noch den Ausgleich zu erzielen. Nach 97 Minuten pfiff Schiedsrichter Benjamin Strebinger ab. Das Spiel ist aus und die Scheubengrobsdorfer raus aus dem Pokal. Leider. Leider auch gerade deswegen, weil der Pokalsieg der Erfurter eigentlich nicht auf deren besserer Leistung beruhte. Zwei individuelle Fehler der Gastgeber eröffneten den Rot-Weißen erst die entscheidenden Möglichkeiten zu ihren beiden Treffern.
Dennoch durften die Spieler erhobenen Hauptes den Platz verlassen, flankiert von 600 applaudierenden Heim-Zuschauern, die der Mannschaft alle uneingeschränkt ein großes Lob für diese Leistung zollten.
Ein großes Lob wollen auch wir der Mannschaft und den Verantwortlichen des Vereins, die dieses Spiel in jeder Hinsicht perfekt organisierten, aussprechen und somit auch Sprachrohr vieler Gäste und Zuschauer sein, die sich sowohl über das sportliche Auftreten der Mannschaft als auch über das „Drumherum“ ausschließlich positiv äußerten.
Letztendlich war es trotz der Niederlage der Höhepunkt des Jahres für unserer Jungs und den Verein. Ein spannendes Spiel. Ein Fußballfest. Bis in die achte Minute der Nachspielzeit. Und ein Zuschauerrekord mit 750 verkauften Eintrittskarten. All das wird sicherlich einen gebührenden Platz in der Chronik der kleinen und verschworenen Scheubengrobsdorfer Fußball-Familie finden.
Jeder einzelne, der gestern auf oder neben dem Spielfeld dazu beigetragen hat, dass dieser 13. November in den Westvororten für immer ein besonderer Tag bleiben wird, darf sich stolz schätzen, Teil dieses außergewöhnlichen Dorfvereins zu sein. Westvororte, wir lieben dich!
Auch wenn für unsere Mannen gestern im Viertelfinale Schluss war, sollten wir uns alle den Sonntags-Guten-Morgen-Kaffee ☕️ gut schmecken lassen. Das machen auch die Fans der Saarbach-Chaoten, die trotz der Niederlage Dominik Klammt zum Man of the Match wählten.
Ein oder zwei Tage wollen und dürfen auch wir nun noch gemeinsam mit den Spielern und den Verantwortlichen von diesem außergewöhnlichen Tag schwärmen, dieses einmalige Ereignis feiern, dann wollen wir uns alle wieder auf den Alltag konzentrieren und uns im Laufe Woche auf die nächste Aufgabe vorbereiten, bei der es dann wieder um Punkte geht, wenn der 1. SC 1911 Heiligenstadt in der Saarbach-Arena zu Gast sein wird.
Können wir dann, am nächsten Samstag ab 14:00 Uhr, den Schwung von heute mitnehmen?
Ohne Worte …
Dieses Spiel wurde Ihnen präsentiert von der LVM Versicherungsagentur Fischer und Hauffe, bei der wir uns auf diesem Wege nochmals recht herzlich für die großzügige Unterstützung bedanken möchten.
#ausgerafürgera
Die Stimmen zum Spiel:
Tino Ledig, Sportlicher Leiter des TSV Gera-Westvororte:
„Ärgerlich wird es nur deshalb, weil das Spiel dann doch so lange offen und die erträumte Überraschung sogar möglich war. Doch die Enttäuschung ist schnell verflogen. Was bleibt ist die Erinnerung an einen großen Tag für Mannschaft und Verein. Es war das erhoffte Fussballfest und die Werbung für den Club.“
Noch ausführlichere Worte findet unser Trainer Philipp Schlebe und konstatiert zu diesem besonderen Spiel:
„Bevor ich etwas zum Spiel sage, möchte ich zu allererst einmal Danke sagen! Danke an alle Zuschauer, Fans, Spieler aus Vereinen aus der Umgebung, Freunden, Familienmitgliedern und allen anderen die gestern mit dabei waren und dieses Spiel für uns zu einem absoluten Highlight gemacht haben! Ein besonderes Dankeschön und ein riesiges Lob auch an unsere SG. Von den Einlaufkindern, zu den B-Junioren, die Parkeinweiser waren, unseren Nachwuchstrainern, die auf den Bierwägen standen, unserer zweiten Mannschaft und den Alten Herren, Jörg, Hanne und ihr Team, die alles abgedeckt haben, damit wir uns einfach auf das Spiel vorbereiten können und an den ganzen Vorstand, die alles in einer relativen kurzen Zeit hervorragend organisiert haben und in eln Fußballfest für ganz Gera verwandelt haben. Das war Werbung für Gera und den Fußball in den Westvororten.
Zum Spiel: Die Jungs haben das riesig gemacht! Alles reingeworfen was sie hatten und Erfurt einen echten Kampf geboten. Wie es eine höherklassigere Mannschaft mit diesem Niveau nun mal so macht, bestraft Erfurt zwei individuelle Fehler knallhart. Wie die Jungs aber nach einem 2:0 Rückstand in der 82. Minuten nochmal das Spiel spannend machen und auf 1:2 verkürzen, verdient absolut Respekt und Hochachtung! Sich da nicht aufzugeben und Erfurt nochmal zum Zittern zu bringen ist einfach nur stark! Trotz alledem sind wir leider ausgeschieden und versuchen nun den Schwung in die Liga mitzunehmen und dort unsere kleine Negativserie zu stoppen und wieder in die Erfolgsspur zu finden.“
Auch, wenn bei uns allen sicherlich der Stolz überwiegt, bleibt der kleine Wermutstropfen, dass es gestern möglich gewesen wäre.
Ohne Worte …